Franck und Kathreiner nach 1945 in Österreich
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die österreichische Firma Franck und Kathreiner (mit Sitz in Linz) von der deutschen Gesellschaft in Ludwigsburg abgetrennt. Auch die Rahmenbedingungen waren schwieriger geworden: Altbewährte Produkte wie Zichorienkaffee, Getreidekaffee und Feigenkaffee konnten an ihre Blütezeit vor dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr anschließen, nur die Kaffeemittelmischungen erreichten vorerst noch steigende Absatzzahlen.
Nach 1945 war Franck und Kathreiner die unbestrittene Nummer eins der Kaffeemittelhersteller in Österreich. Die im Krieg eingeführte Sorte „Linde´s“ hieß in Österreich seit 1947 „Linde“ und entwickelte sich zur Hauptmarke des österreichischen Kaffeemittelmarktes. Als stark verkaufsfördernd für den Linde-Kaffee erwies sich schließlich die Beigabe von Spielzeugfiguren aus Kunststoff.
In den 1960er-Jahren hatten die Ertragsmarken des Stammgeschäftes – wie „Linde“, „Melanda“ und „Kathreiner“ – ihre beste Zeit hinter sich. Die neuen Marken wie „Doro Bohnenkaffee“, „Caro“ und „Thomy Mayonnaise“ erwiesen sich nicht als so erfolgreich wie erhofft. Es fehlte dem Firmenkomplex Franck und Kathreiner auch international an langfristigen Zukunftsstrategien. Das Unternehmen wurde schließlich im Jahr 1971 sukzessive von Nestlé übernommen, der endgültige Zusammenschluss erfolgte im Jahr 1973. Als Nestlé-Betrieb existierte der Linzer Standort noch über mehrere Jahrzehnte weiter, bis im Jahr 2018 die Fabrikanlagen stillgelegt wurden.
Die Linzer Fabrik um 1960. In der unteren Bildhälfte sieht man das Werk I mit dem langgestreckten Verwaltungsgebäude links. Rechts oben ist das Werk II zu erkennen. Das große Haus in der linken Bildhälfte ist die Villa von Carl Franck, oberhalb links steht das Gebäude des Franck-Kindergartens.
Mitte der Fünfzigerjahre startete Franck und Kathreiner das Projekt, den Linde-Packungen Werbebeigaben hinzuzugeben. Beliebt waren besonders die Wildwestfiguren aus Kunststoff, die mit eigenen Spritzgussmaschinen in der Linzer Fabrik erzeugt wurden.
In der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre wurden unter der Marke „Thomy“ neue Produkte wie Senf, Mayonnaise, Röstzwiebeln und Ketchup auf den österreichischen Markt gebracht.
Im Mai 1973 besuchte der Linzer Stadtsenat mit Bürgermeister Franz Hillinger an der Spitze (im braunen Anzug mit Mascherl) die ehemalige Franck-Fabrik, die von der Firma Nestlé übernommen worden war.
Die ehemaligen Fabriksanlagen von Franck und Kathreiner wurden unter Nestlé reduziert. Mitte der 1980er-Jahre wurde das Werk II geschlossen, 2018 wurde auch das Werk I geschlossen.
Die Luftaufnahme aus dem Jahr 2011 zeigt das 1994 eröffnete multifunktionale Design Center der Stadt Linz an Stelle des ehemaligen Werks II. Statt der Villa von Carl Franck sieht man das ORF-Landesstudio. Oberhalb davon ist das Gebäude des alten Franck-Kindergartens zu erkennen, das zu Raiffeisen gehört.