Linz - Ansichten aus sechs Jahrhunderten

Auf eine Zeitreise der besonderen Art entführt diese Ausstellung. Sie vereint Linzer Stadtbilder aus sechs Jahrhunderten. Der Bogen spannt sich von den ältesten überlieferten Stadtansichten bis hin zu den allerneuesten Bauten in der Stadt. Überraschend neue Einblicke tun sich selbst für jene auf, die mit der Geschichte der Stadt vertraut sind. Die bildlichen Darstellungen werden durch fachkundige historische Kommentare ergänzt. Sie erläutern das Gezeigte und setzen es zur Gegenwart in Beziehung. 

Auswahl der 2014/2015 veranstalteten Ausstellung

In der sehr schematischen Darstellung aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erscheint Linz als Stadt der Türme, die überhöht wiedergegeben werden. In der Stadtmitte ragen die beiden Türme der Jesuitenkirche (Alter Dom), der Schmidtorturm, die Stadtpfarrkirche, der Rathausturm, der Turm der Minoritenkirche und der Landhausturm empor. Die Vorstädte sind durch eine Palisade geschützt, die 1713 anlässlich der Pest errichtet wurde. Im Vordergrund weiden Rinder auf einer Insel vor der Heilhamer Au. Gut sichtbar ist die nahe beim Linzer Ufer gelegene Strasserinsel, auf der sich Militärbaracken befanden. Das große Gebäude, das links von der Strasserinsel zu sehen ist, stellt die 1672 gegründete und 1726 neu erbaute Wollzeugfabrik dar. In Urfahr sind die Nikolaikirche (seit 1492) und das Kapuzinerkloster (seit 1693) deutlich zu erkennen.

Die Linz-Darstellung des habsburgischen Hofmalers Valckenborch aus dem Jahr 1593 fand Nachahmer. Der vorliegende kolorierte Druck geht auf einen Kupferstich von Georg Hoefnagel zurück, der im Städtebuch von Braun und Hogenberg 1598 erstmals publiziert wurde. Das im Valckenborch-Gemälde im Wald versteckte Schloss Hagen mit seinen vier Zwiebeltürmen ist nun deutlicher zu erkennen. In der Stadt ragen die Türme der Stadtpfarrkirche und des Schmidtores empor. Der Turm der Minoritenkirche ist allerdings nicht zu erkennen. Der Flusslauf und die Häuserzeile an der Donau weisen einen deutlichen Knick auf, der nicht der Wirklichkeit entsprach. Der Bedeutung von Linz als Handelszentrum wird durch eine Vielzahl an Schiffen auf der Donau Rechnung getragen. Im Hintergrund sind Ebelsberg, St. Peter und die Stadt Enns angedeutet.

Auf dem nach einem Bild von Perlberg bei C. Rorich und Sohn in Nürnberg gefertigten kolorierten Stich ist im Vordergrund rechts ein Teil des Schlosses Hagen mit dem Meierhof zu sehen. Auf der Linzer Seite hinter dem Dampfschiff sind noch Reste des 1843 abgebrochenen Oberen Wassertores am Eingang zum Hofberg zu erkennen, woraus sich die Datierung des Stiches ergibt. Zwischen Stadtpfarrkirche und Altem Dom liegt die Elisabethinenkirche, während die Türme der Ursulinenkirche und des Landhauses das Dach des Schlosses überragen. Am linken Bildrand in der Mitte ist der Dachreiter der Kapelle des Prunerstifts und rechts davon wohl der Eckartshof an der Lederergasse dargestellt, in dem die Gebär- und Findelanstalt (später Landesfrauenklinik) untergebracht war.

1826 gab der Lithograph Adolf Kunike den Band „264 Donauansichten“ heraus. Die ursprüngliche Kreidelithographie zeigt in biedermeierlicher Idylle den Markt Urfahr mit der Pfarrkirche vom Beginn der so genannten Strasserinsel aus. Links im Bild sieht man eine Küferwerkstatt, an der Donau ein Waschfloß. Die Holzbrücke wird von der Werkstatt zum Teil verdeckt. Die Türme der Wallfahrtskirche auf dem Pöstlingberg zieren noch Pyramidendächer. Auffallend bei den Darstellungen Kunikes sind die sehr schroff und gebirgig gezeichneten Hänge des Pöstlingbergs.

Parallel mit der Errichtung der Pöstlingbergbahn verwirklichte die Tramway- und Elektrizitätsgesell-schaft Linz-Urfahr im Jahr 1898 das Projekt eines Hotels und Restaurants auf dem Pöstlingberg. Das „Bergbahnhotel“ entstand nach Plänen der Münchner Architekten Fritz Hessemer und Johannes von Schmidt und wurde von Baumeister Gustav Steinberger realisiert. 1995 erwarb die Stadt Linz das nun „Pöstlingbergschlössl“ genannte Gebäude, das auch heute noch von der Terrasse des Restaurants einen schönen Blick auf das Stadtgebiet ermöglicht. Die vorliegende Tuschzeichnung stammt vom bekannten Linzer Architekten Mauriz Balzarek und datiert aus dem Jahr 1913.

Die Ansicht des Hauptplatzes gegen Süden ist Teil des bei M. Xavier Marnier in Paris verlegten Werkes „Voyage pittoresque en Allemagne partie meridionale“. In dem ansonsten sehr detailgetreuen kolorierten Stich ist der Jupiterbrunnen im Vordergrund sehr frei gestaltet. Dahinter ist die Hauptwache, die nach 1856 abgebrochen wurde, und die den Platz dominierende Dreifaltigkeitssäule. Sehr deutlich ist die Absenkung des gepflasterten Platzes zur Donaulände hin zu erkennen. Die Eingänge zum Schmidtor und zur Hofgasse sind noch mit Schwibbögen versehen. Die Häuser Hauptplatz 11 / Hofgasse 2 (Oberbank) und Hauptplatz 14 (Funke & Loos-Haus) sind noch in ihrer alten Gestalt erhalten. An der Ostseite in der linken Bildhälfte sind die Häuser Hauptplatz 4 und 3 bereits mit Neorenaissancefassaden versehen.

In den „264 Donauansichten“ Adolph Kunikes findet sich auch dieses auf eine Vorlage von Jakob Alt zurückgehende Panorama von Linz. Es zeigt den Linzer Donauprospekt ungefähr vom Steinmetzplatzl in Urfahr aus. Der Turm der Stadtpfarrkirche ist mit dem aufgrund von Baufälligkeit des alten Turmhelms provisorisch eingerichteten Dach von 1818–1823 versehen, weshalb die dem Druck zugrunde liegende Zeichnung auf diesen Zeitraum datiert werden kann.

Dieses heute überraschende Motiv aus dem Jahr 1883 dokumentiert den Bau des Mariä-Empfängnis-Doms. Wo sich heute das Langhaus erhebt, befindet sich der abgezäunte Baustellenbereich. Das Querschiff ist noch nicht gänzlich errichtet, wie die begonnenen Fensterlaibungen zeigen. Die Dächer auf den äußeren Pfeilern schützen vor eindringendem Wasser. Hinter dem Baugerüst verbirgt sich zudem der Chor, dessen Obergaden gerade errichtet wird. Im Chorumgang stehen in den äußeren Schiffen die Musikchöre. Sie dienen als Sakristei und markieren den Zugang zur Krypta. Während der Bauzeit (1862–1935) kamen immer modernste Geräte zum Einsatz wie beispielsweise fahrbare Gerüste oder amerikanische Kräne.

Durch die Steigerung des Verkehrsaufkommens und den Zuwachs neuer Bahnlinien reichte der bestehende Bahnhof nicht mehr aus. Als letzte Maßnahme zur Umgestaltung der Bahnanlagen wurde zwischen 1931 und 1936 nach Plänen von Anton Wilhelm der neue Personenbahnhof errichtet. Er folgt in den Grundstrukturen mit den beiden markanten Eckbauten dem Vorgängerbau. Der zentrale, durch eine Doppelturmfassade hervorgehobene frühere Eingangsbereich wurde durch eine Eingangshalle ersetzt. Die Aufnahme von 1936 zeigt das neue Gebäude mit dem in Ausgestaltung befindlichen Bahnhofvorplatz, der im westlichen Bereich noch von Schrebergärten gesäumt wird.

Linz war als von Adolf Hitler auserkorene „Patenstadt“ bevorzugtes Ziel städteplanerischer Aktivitäten des NS-Regimes. Hitler griff auch persönlich in die Planungen ein, bis zuletzt im Bunker der Reichskanzlei flüchtete er sich in die Scheinwelt der Architektur und brütete über den Linz-Plänen. Der Modellausschnitt stellt das Donauufer rund um die Mittelbrücke, welche die heutige Gruber- und Peuerbachstraße verbinden sollte, ins Zentrum. Auf der Urfahrer Seite dominiert der 160 Meter hohe Glockenturm der Gaufesthalle. Das Hochhaus gegenüber sollte ein KdF-Hotel beherbergen, stromabwärts waren Verwaltungsgebäude und eine Technische Hochschule vorgesehen. Prämisse für die Realisierung der Ausbaupläne waren der millionenfache Raub an Juden und in besetzten Gebieten, sowie die Ausbeutung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern.

Im Juli 1954 überflutete ein verheerendes Hochwasser die donaunahen Bereiche der Stadt Linz. Der damals erreichte Pegelstand von 932 markiert immer noch den höchsten je gemessenen Wasserstand. Das Bild zeigt den Straßenzug Honauerstraße knapp unterhalb der Kreuzung mit der Lederergasse in Richtung Donaulände
hin. Die rechte Straßenseite ist noch weitgehend unverbaut. Im Hintergrund rechts ist die Wollzeugfabrik zu sehen. Die Überflutung reichte bis zur Lederergasse, bei der Tischlerei an der Honauerstraße stehen die Menschen bereits bis über die Knöchel im Wasser, behelfsmäßige Flöße und Kähne kommen überall zum Einsatz.

Jahrhunderte an Stadtentwicklung präsentiert die von der Franz-Josephs-Warte auf dem Freinberg aus entstandene Aufnahme. Der einst mittelalterliche Stadtkern, markiert durch Schloss und Stadtpfarrkirche, ist heute von Bauten aus der Nachkriegszeit eingeschlossen, die dazwischenliegende Entwicklungsphasen in den Hintergrund treten lassen. Auf dem Bild sichtbar sind die in der Zeit des Nationalsozialismus enstandenen Brückenkopfgebäude samt Nibelungenbrücke. Die Jahrtausende alte Verbindung der Stadt mit dem Strom betont heute die Kulturmeile an der Donau mit Brucknerhaus, Lentos und ehemaligem Salzamt.