Linz 1984 – 2009. Von der Industriestadt zur Kulturhauptstadt

In dieser Ausstellung stellt das Archiv der Stadt Linz die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung unserer Stadt in den letzten 25 Jahren dar. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Kulturhauptstadt 2009 gelegt, deren Projekte anhand von Plakaten, Fotos und Videos eingehend dokumentiert werden.

Im Anschluss einige Bilder von der 2009/2010 veranstalteten Ausstellung.

Identität und Image

Der Wiener Dichter Eduard Bauernfeld reimte im Jahr 1843 "Linz" auf "Provinz" – ein Diktum, das sich in das öffentliche Bewusstsein in und außerhalb der Stadt einprägte. Seit 1973 wurde der Spruch "In Linz beginnt's" offiziell beworben, den Ernst Koref als "ein wenig vieldeutig" charakterisierte. Im Kulturbereich kam es zu Initiativen, die das Image von Linz als einer für neue Kulturformen besonders offenen Stadt begründeten. Ein neues Selbstverständnis drückte sich in den Achtzigerjahren in der Kampagne von Bürgermeister Hugo Schanovsky aus, Linz solle zur saubersten Industriestadt werden. Unter dem Motto "Linz lebt auf" sollte 1989 eine Imagekampagne die Aufwärtsentwicklung der jüngeren Vergangenheit bewusst machen. Ein Jahr vor dem Kulturhauptstadtjahr 2009 wurde schließlich der neue Slogan "Linz verändert" präsentiert. 

Open-Air-Veranstaltungen sind seit Jahren besonders beliebt, vor allem wenn sie sich im öffentlichen Raum und unentgeltlich abspielen. Hauptplatz, Donaulände, OK-Platz und Landstraße sind die beliebtesten Orte für Veranstaltungen aller Art, die vom Freiluftkino über das Konzert bis hin zu Festveranstaltungen reichen. 

Von einer "Konsumgesellschaft" nach amerikanischem Vorbild kann man in Österreich seit Ende der Fünfzigerjahre sprechen. Heutige Einkaufszentren und Shoppingmeilen wie die Landstraße zeigen, wie sich der moderne Konsum von demjenigen vor 50 Jahren unterscheidet: Shopping ist ein Erlebnis und eine Art der Freizeitgestaltung. Die Kehrseite der Konsumgesellschaft wird polemisch als "Wegwerfgesellschaft" tituliert. Ein Bewusstsein für Umweltschutz und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen bildete sich erst in den Achtzigerjahren in weiteren Bevölkerungskreisen aus. 

Auf der Suche nach neuen Freizeiterlebnissen sind in den vergangenen zwanzig Jahren neue Sporttrends aufgetaucht. In Linz wurde diese Entwicklung auf dem Sektor des Sportstättenbaus besonders deutlich: Trendsportanlagen gibt es in vielen Teilen der Stadt.

Kultur und Bildung

Linz hat im Jahr 2000 als erste österreichische Stadt einen Kultuentwicklungsplan beschlossen, der die Leitlinien für die Kulturpolitik festlegt. Sichtbar wurde der erweiterte Kulturbegriff in einer Reihe von Kulturbauten. Aus dem Wunsch vor allem der Jugendkulturszene nach einem Rockhaus erfolgte die Adaptierung des Posthofs. Die Ars Electronica wurde 1996 mit einem eigenen Bau am Urfahraner Brückenkopf markant verortet. Das "Museum der Zukunft" erhielt 2009 einen Erweiterungsbau. Das Brucknerhaus war Ausgangspunkt für eine Kulturmeile an der Donau. Zu den Kernstücken dieser Meile zählte ohne Zweifel das Lentos Kunstmuseum. Ihre Fortsetzung findet sie an der Oberen Donaulände mit der Adaptierung des ehemaligen Salzamtsgebäudes für künstlerische Zwecke. Mit der Neuerrichtung des 1800 abgebrannten Südflügels baut auch das Schlossmuseum aus. Die Stadtwerkstatt und das Theater Phönix haben sich zu einem festen Bestandteil des städtischen Kulturlebens entwickelt. Einrichtungen wie der Verein FIFTITU%, das KAPU oder die KUPF sind Teil der kulturellen Vielfalt. Die erfolgreiche Bewerbung als Kulturhaupstadt Europas 2009 ist ein weiterer Meilenstein dieser kulturellen Entwicklung.

Auf dem Bildungssektor stand durch den stetigen Rückgang der Schülerzahlen weniger der Schulneubau als Vielmehr die Adaptierung bestehender Gebäude im Vordergrund. Bedingt durch die verstärkte Bautätigkeit im Süden entstanden an der Siemensstraße und in der solarCity neue Bauten. Die Linzer Universitäten vergrößerten in den vergangenen Jahren ihr Bildungsangebot, bauliche Erweiterungen wie der Science Park kamen hinzu. Darüber hinaus wurde eine Reihe von Fachhochschulstudiengängen in Linz eingerichtet, die seit 2005 im eigenen Gebäude an der Garnisonstraße untergebracht sind. Der Bedeutung des lebenslangen Lernens wurde von Seiten der Stadt mit dem 2007 eröffneten Wissensturm sichtbar Rechnung getragen.

Stadtentwicklung und Wirtschaft

Die "Stadterweiterung" im Sinne einer weiteren Verbauung freier Flächen besonders in peripheren Lagen stand lange im Zentrum der Stadtentwicklung. Schwerpunkt dieses Stadterweiterungsprogramms war vor allem der Süden von Linz, wo 1994 das Wohnbauvorhaben Auwiesen und die Verbauung der Kastgründe in Ebelsberg abgeschlossen wurden. Es folgten als Großbauvorhaben noch das Ennsfeld (1999) und die solarCity (2005). Künftig liegt der Schwerpunkt auf der Stadtumnutzung: Die Prioritäten in der Stadtentwicklung verlagern sich wiederum mehr in Richtung Zentrum, wo große frei gewordene Flächen wie das Areal des Frachtenbahnhofs oder der alten Landesfrauenklinik erschlossen werden. Neben dem Wohnbau wird mit der Errichtung von Betreuungseinrichtungen sowohl für die ältesten als auch für die jüngsten Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt gesorgt. 

Für das starke Verkehrsaufkommen im Süden wurde die Umfahrung Ebelsberg gebaut. Ein großes Verkehrsprojekt in Linz war die Einhausung der A7 im Bereich Niedernhart-Bindermichl. Großes Augenmerk wurde auf den Ausbau des öffentlichen Verkehrs gelegt. 1985 wurde die Straßenbahn nach Auwiesen und 2002 eine neue Linie bis Ebelsberg errichtet, die 2005 bis zur SolarCity verlängert wurde. Seit der Errichtung der Nahverkehrsdrehscheibe Hauptbahnhof wird die Straßenbahn zwischen Volksgarten und Bulgariplatz unterirdisch geführt. 

Auch der Strukturwandel in der Industrie machte sich bemerkbar. Die Ansiedlung neuer, innovativer Unternehmen stand daher im Mittelpunkt städtischer Aktivitäten. So entstanden auch der Franzosenhausweg und in Pichling mit dem Südpark eigene Industrieansiedlungsgebiete. Genutzt wurden dafür aber auch frei werdende Flächen in der voestalpine und im Chemiepark. Im Konkurrenzkampf mit den Einkaufszentren in den Umlandgemeinden erfolgte etwa in der Taubenmarktarkade (1992), dem neuen Passage City Center (2000) oder dem Atrium City Center (2001) eine Attraktivierung der Einkaufsmöglichkeit in der Innenstadt.