Wirtschaftliche Not
Neben der um 1918 vorherrschenden generellen revolutionären Stimmung sorgten vor allem die zum Teil bis 1921 reichenden gravierenden Engpässe in der Lebensmittelversorgung für Unruhe und Gewaltausbrüche. Schon während des Krieges wurde die stetige Verteuerung vor allem von Lebensmitteln für die Bevölkerung zur Belastungsprobe. Sie erreichte ihren Höhepunkt mit der galoppierenden Inflation des Jahres 1922. So stiegen die Preise für diverse Nahrungsmittel auf das 1.300-fache bis 3.000-fache. Bezogen auf die Preise vom Juli 1914 erhöhten sich der Mehlpreis um 14.000 Prozent und der Brotpreis um 12.700 Prozent. Zur Zeit der Hyperinflation änderten sich die Preise täglich, so dass die Löhne in Raten ausbezahlt werden mussten, um den Kaufkraftverlust wenigstens eindämmen zu können. Freilich hinkten die Löhne den Preisen nach.
Eines der Hauptprobleme der Zwischenkriegszeit war die hohe und lang anhaltende Arbeitslosigkeit. Die nach dem Krieg demobilisierten Soldaten konnten mit Hilfe der im November 1918 geschaffenen industriellen Bezirkskommissionen wieder in den Arbeitsprozess eingegliedert werden. Die durch die Inflation ausgelöste Scheinkonjunktur hielt die Arbeitslosigkeit vorerst in Grenzen, wobei allerdings die Schwankungen der saisonalen Arbeitslosigkeit bis zu 50 Prozent betrugen. Mit der Währungsstabilisierung, die vor allem Beamte und Lehrer hart traf, kam es dann in Linz zu einer strukturellen Arbeitslosigkeit. Besonders betroffen waren Arbeiter und Angestellte der Maschinen- und Metallindustrie sowie die Handels- und Industrieangestellten.
Die 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise führte zu einer weitgehenden Verarmung breiter Bevölkerungskreise. Auf ihrem Höhepunkt 1933 war jeder zehnte erwerbsfähige Linzer ohne Arbeit. Erst ab 1934 sank die Zahl zwar stetig, aber nur sehr langsam. Zwischen zehn und zwanzig Prozent der Arbeitslosen waren ausgesteuert und erhielten überhaupt keine staatliche Unterstützung mehr.
Suppenaktion im Winter 1928/1929.
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