Soziales Elend
Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges strömten viele deutschsprachige Militärs, Beamte und Eisenbahner aus den verschiedenen Teilen der Monarchie zurück nach Linz. Dies führte zu einer drastischen Verschärfung der ohnehin prekären Wohnungsnot, da während des Krieges jegliche Bautätigkeit zum Stillstand gekommen war und viele Häuser durch Baugebrechen unbewohnbar waren. Besonders schlecht trafen es jene, die in Baracken unterkamen. Trotz schlechtester Wohnbedingungen und sanitärer Verhältnisse mussten viele Familien in diesen Notwohnungen ausharren.
Auf Grund der herrschenden Wohnungsnot lag es im Interesse der sozialdemokratischen Mehrheit in der Gemeinde, möglichst viele Wohnungen zu errichten, die für minderbemittelte Schichten der Bevölkerung auch leistbar waren. Der soziale Wohnbau setzte sich zum Ziel, möglichst viel (komfortablen) Wohnraum aus öffentlicher Hand für die Bevölkerung zu schaffen. Den hohen Zielen kam jedoch die schlechte Wirtschaftslage samt Inflation in die Quere. Eine gesteigerte Bautätigkeit zur Schaffung von Wohnraum wurde auch als Mittel gesehen, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Trotz der widrigen wirtschaftlichen Umstände in der Zwischenkriegszeit war die Leistung im Wohnungsbau durchaus beachtlich.
Der Schwerpunkt des Wohnbaus lag im Osten der Stadt; „Kleinwohnungen“ sollten die ärgste Wohnungsnot lindern. Wasser war nur teilweise, das WC in der Regel nicht innerhalb des Wohnungsverbandes. Bei der Planung der Wohnungen wurde allerdings die Möglichkeit einer Wohnungszusammenlegung bei einer Besserung der Wohnsituation vorgesehen. Trotz der relativ einfachen Ausstattung waren diese Unterkünfte ein Fortschritt gegenüber einem Leben in Baracken, feuchten Kellern oder baufälligen Häusern, wie sie für die ärmeren Bevölkerungsschichten in der Monarchie vielfach üblich gewesen waren. Freilich beendete der Wohnbau diese Situation in der Zwischenkriegszeit kaum, denn durch die mit der Währungsstabilisierung und dann vor allem durch die Weltwirtschaftskrise verursachte Arbeitslosigkeit blieben die Obdachlosenasyle voll und es wuchsen die Elendssiedlungen weiter an.
Errichtung der Häuser in der Gruberstraße 1922 - 1928.
Zum nächsten Kapitel Dametz-Dinghofer-Schlegel