Kleidung und Mode

In der Damenmode der Zwischenkriegszeit spiegelt sich deutlich der gesellschaftliche Wandel jener Jahre wider. Mit der Erfindung der Kunstseide war es plötzlich möglich, Kleider billiger herzustellen, was in weiterer Folge auch zum Aufkommen der sogenannten Konfektionsware beitrug. Die Kreationen der großen Modehäuser konnten nun kostengünstig für die breite Masse kopiert und produziert werden. Damit hatte plötzlich die breite Masse Zugang zu modischer Kleidung. Daneben verhalf das kriegsbedingte Fehlen der Männer im Alltag den Frauen zu einer ganz neuen, sehr selbstbewussten Stellung innerhalb der Gesellschaft. Dies drückte sich auch in der neuen Mode der 1920er Jahre aus, die das Korsett verschwinden und die Röcke immer kürzer werden ließ. Kleidung musste vor allem praktisch sein und die Frauen nicht in ihrer neuen Rolle als arbeitende Frau beeinträchtigen. Statt einengender, starrer Silhouette setzten sich lockere und gerade Schnitte bis zum Ende der 1920er Jahre durch.

Bereits Anfang der dreißiger Jahre musste die neu gewonnene Emanzipation wieder der traditionellen Rolle als Hausfrau und Mutter weichen. Die Damenmode wurde wieder femininer, das Korsett kam in vereinfachter Form wieder in Mode und zwang dem Frauenkörper erneut seine starre Linie auf. Für die Dame der Gesellschaft war vor allem abends wieder die große Toilette angesagt, die meist aus edlen Stoffen geschneidert wurde. Dem gegenüber war die Durchschnittsfrau auf Grund der wirtschaftlichen Krise der 1930er Jahre damit beschäftigt, mit dem vorhandenen Material auszukommen, und viele Frauen waren darauf angewiesen, durch Änderungsarbeiten ihre Kleidung selbst herzustellen. Im Bereich der Herrenmode wurden die Anzüge im Laufe der Zwischenkriegszeit weiter, die Schultern breiter und die Hosenbeine räumten dem Träger in Länge und Weite mehr Platz ein. Unverzichtbar für den Mann war der Hut, sobald er sich auf der Straße zeigte. Dieser Trend hielt noch bis in die 1950er Jahre an.