Februar 1934, Anton Bulgari
Die verstärkte innenpolitische Polarisierung zu Beginn der 1930er Jahre glich bald einem „Pulverfass“. Die Bundesregierung unter Engelbert Dollfuß schaltete das Parlament aus und regierte autoritär. Auf die zunehmende Eskalationsstrategie der Regierung und der faschistischen Heimwehr zu Beginn des Jahres 1934 reagierte die Führung des oberösterreichischen Schutzbundes um Richard Bernaschek mit dem Entschluss, nötigenfalls (und gegen den Willen der Wiener sozialdemokratischen Parteiführung) gewaltsam Widerstand zu leisten.
Im Zuge einer Waffensuche der Exekutive im Linzer „Hotel Schiff“ (Landstraße 36) begannen die bewaffneten Auseinandersetzungen in Linz. Obwohl die Linzer Schutzbundführung rasch verhaftet wurde, kam es neben dem Hotel Schiff zu umfangreichen Kampfhandlungen beim Parkbad, dem Gaswerk, dem städtischen Wirtschaftshof, der Feuerwehrschule, der Polizeikaserne Kaplanhof, auf dem Gelände des Südbahnhofs und in der Diesterwegschule, nördlich der Donau an der Eisenbahnbrücke sowie im Westen auf dem Freinberg beim Jägermayrhof.
Durch die Überlegenheit der Exekutive und des Bundesheeres war die Aufstandsbewegung in Linz bis zum 13. Februar niedergeschlagen. In Linz hatten die Kämpfe mindestens 13 Opfer gefordert, davon eine Hinrichtung (Anton Bulgari) und zwei Selbstmorde. Für ganz Oberösterreich wird die Zahl von 60 Toten genannt (32 Schutzbund und Zivilbevölkerung, 28 Exekutive und Heimwehr). Hunderte oberösterreichische Schutzbündler wurden in der Folge verhaftet, viele flohen in die Nachbarländer. Der christlichsoziale Landeshauptmann Schlegel wurde abgesetzt, die Sozialdemokratische Partei und ihre Organisationen verboten.
Februarrevolte Hotel Schiff.
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