Zum Gedenken an die Opfer der NS-Gewaltherrschaft in Linz

Anlässlich der 70. Wiederkehr der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 setzt die Stadt Linz ein weiteres Zeichen des Gedenkens an die Opfer der NS-Diktatur. Ein vom Archiv der Stadt Linz gestalteter Übersichtsplan erinnert an die Stätten der NS-Verfolgung in Linz und weist alle öffentlichen Zeichen der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in Linz aus.

Dieser Übersichtsplan ist auch als Beitrag der Stadt Linz zur öffentlichen Aufarbeitung der NS-Vergangenheit für das Kulturhauptstadtjahr 2009 gedacht. Wesentliche Erkenntnisse für die Zusammenstellung der Erinnerungsorte lieferte das 1996 vom Gemeinderat beschlossene Projekt „Nationalsozialismus im Linz“, dessen Hauptergebnisse 2001 im Doppelband „Nationalsozialismus in Linz“ zusammengefasst wurden. Zudem widmete das Archiv der Stadt Linz 2005 eine eigene Publikation der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit in Linz von 1945 bis zur Gegenwart.

Orte nationalsozialistischer Verfolgung

Der Stadtplan bietet zum einen den Überblick über 31 Erinnerungsorte nationalsozialistischer Verfolgung. Während manche dieser Stätten wie etwa die drei Konzentrationslager auf Linzer Stadtgebiet Teil des öffentlichen Gedächtnisses sind, sind andere mit der NS-Verfolgung verbundene Orte bis heute nur wenig bekannt oder stehen im Schatten der präsenteren Orte. Zu diesen weniger bekannten Orten zählt beispielsweise die so genannte „Judenschule“ in der Altstadt, die bald nach dem „Anschluss“ alle Linzer jüdischen SchülerInnen besuchen mussten. Auch jenen Gruppen, denen lange Zeit die Anerkennung des Opferstatus verwehrt blieb, wird gedacht: den Opfern zwangsweiser Abtreibungen und Sterilisationen (in erster Linie Zwangsarbeiterinnen), die während der NS-Zeit im AKh und in der Landesfrauenklinik durchgeführt wurden, sowie den Leidtragenden der NS-Erbgesundheitspolitik, wie sie auch im Gesundheitsamt praktiziert wurde.
Die Stätten der verschiedenen Ausprägungen des NS-Verfolgungsapparates werden auf dem Stadtplan ergänzt durch 77 Lager, in denen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter untergebracht waren. Die ZwangsarbeiterInnen wurden für Arbeiten in zahlreichen Industrie- und Gewerbebetrieben in ganz Linz eingesetzt.

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Jüdische Einrichtungen nach 1945

Über das Ende des NS-Regimes hinausgehend wird auch jener Orte gedacht, an denen nach 1945 jüdische Opfer des Nationalsozialismus untergebracht waren. Eine besondere Bedeutung kam auch der von Simon Wiesenthal geleiteten Jüdischen Historischen Dokumentation in der Goethestraße 63 zu.

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Denkmäler und Gedenktafeln

Im Stadtplan ist noch eine weitere Kategorie an Erinnerungsorten vermerkt: Jene Gedenkstätten, die für die Opfer der NS-Diktatur im Laufe der Zeit errichtet wurden, von der einfachen Gedenktafel bis hin zu größeren Denkmälern. In Linz sind dies bis heute 18 steinerne Zeichen der Erinnerung an Stätten wie den Linzer Nebenlagern des KZ Mauthausen, dem Landesgericht, dem ehemaligen Sitz der Gestapo und dem so genannten „Arbeitserziehungslager“ Schörgenhub der Gestapo.

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Straßenbenennungen

Und nicht zuletzt sind im Stadtplan jene 12 Straßen hervorgehoben, die nach Opfern des Nationalsozialismus und WiderstandskämpferInnen benannt wurden. Dazu zählten politisch Verfolgte wie die ermordeten Widerstandskämpfer Richard Bernaschek, Josef Teufl und Gisela Tschofenig. An die jüdischen Holocaust-Opfer des Nationalsozialismus erinnern die Mostnystraße und der Spitzweg.

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Die Übersichtstafel bietet somit erstmals einen Überblick über sämtliche in Linz vorhandene, mit dem Terror des NS-Regimes in direktem Zusammenhang stehende Erinnerungs- und Gedenkorte.

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