Marie Spitz

Marie Donner kam 1930 als Marie Spitz und Tochter des Ernst Spitz und dessen Ehefrau Marie, geborene Hirschfeld, in Linz zur Welt. Da ihre Mutter wenige Stunden nach der Geburt gestorben war, wuchs Marie Donner in der Familie ihrer Tante Helene Hesky auf. Dadurch wurde ihr Cousin Robert Hesky zugleich ihr Ziehbruder. Ihre Pflegemutter betrieb ein Hutgeschäft an der Mozartstraße, in dem sich Marie Donner gerne aufhielt. Ihren leiblichen Vater, der ein Geschäft in St. Valentin betrieb, sah sie nur selten.

Bei Marie Donner zeigten sich früh musikalische Begabungen, sie tanzte und sang gerne und erhielt schließlich Klavierunterricht. Ihr großes Idol war der amerikanische Kinderstar Shirley Temple. Ab Herbst 1936 besuchte Marie Donner die Volksschule an der Schützenstraße (heute Südtirolerstraße). Mit März 1938 endete ihre unbeschwerte Kindheit, sie musste in der zweiten Klasse die Schule verlassen und wurde gezwungen, die eigens für jüdische Kinder eingerichtete „Judenschule“ in der Altstadt zu besuchen. Im September 1938 warf man Familie Hesky mit ihrer Pflegetochter aus der Wohnung, sie fand nur mehr notdürftig im Anbau der Synagoge, in der Kanzlei des geflohenen Rabbiners, Unterkunft. Dort erlebte Marie Donner in der Novemberpogromnacht angsterfüllte Stunden. Man hatte sie mit Eltern und Bruder in der Kanzlei eingesperrt und die Synagoge angezündet. Im letzten Moment konnten sie sich aus dem in Flammen stehenden Gebäude retten.

Schließlich vertrieb man Marie Donner und ihre Pflegefamilie nach Wien. Auch die alte Großmutter Babette Hirschfeld wohnte bei ihnen. Man beschloss Marie Donner im Juli 1939 mit einem Kindertransport nach England zu evakuieren. Beim Abschied gab ihr die Großmutter zur Erinnerung eine große Puppe, gekleidet wie Maries Idol Shirley Temple, mit.

Marie Donner musste in England zwei Lager durchleben, bis sie endlich zu freundlichen Gasteltern kam. Diese stellten den Kontakt mit den inzwischen in die USA geflohenen Pflegeeltern her. Das Ehepaar Hesky arbeitete und sparte hart, um sein Ziehkind so bald als möglich zu sich zu holen. Im September 1940 konnte Marie Donner ihre Tante und ihren Onkel sowie Cousin in San Francisco wiedersehen. In Kalifornien erhielt sie eine gute Ausbildung und wieder Klavierunterricht. Sie unterstützte ihre Pflegeeltern finanziell mit Babysitten und als Kioskverkäuferin. Nach dem Krieg erfuhr Marie Donner, dass ihr leiblicher Vater Ernst Spitz und ihre Großmutter Babette Hirschfeld in der Shoah umgekommen waren. 1949 heiratete sie Jack Donner und bekam mit ihm zwei Söhne. Im Jahr 2018 wurde sie vom Bürgermeister der Stadt Linz eingeladen, wo sie vor einem großen Publikum ihre Lebensgeschichte erzählte. Marie Donner starb 2020 in Sunnyvale. Im Jahr 2022 erschien ein Kinderbuch über ihr Leben und Schicksal in der NS-Zeit.

(Autorin: Verena Wagner)

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