Olga Schlesinger
Olga Schlesinger kam 1895 als Olga May und Tochter des Isidor May und der Emilie, geborene Kraus, in Schloß Haus bei Wartberg zur Welt. Die in Linz an der Schillerstraße 45 wohnende Familie dürfte sich zu diesem Zeitpunkt auf Sommerfrische im Schloss der Fürsten Starhemberg aufgehalten haben. Ihr Vater war ein aus Budapest stammender und in Linz tätiger Farbwarenerzeuger sowie -verkäufer. Sie hatte drei ältere Brüder: Paul, Oskar und Heinrich.
Olga Schlesinger wuchs in Linz auf und begann ihre schulische Bildung an der Übungsvolksschule der Lehrerinnenbildungsanstalt. Später besuchte sie die Mädchenhandelsschule und arbeitete danach als Handelsangestellte. Sie erlernte das Klavierspiel und trat bei Veranstaltungen der Kultusgemeinde auf. 1927 starb ihr Vater Isidor May. Olga Schlesinger lebte – vorerst ledig – weiterhin bei ihrer Mutter an der Schillerstraße.
Ab März 1938 waren sie und ihre Familie den Verfolgungen der Nationalsozialisten ausgesetzt. Im Mai 1938 heiratete sie den Färbermeister Richard Schlesinger. Dieser betrieb an der Schubertstraße 29 die von seinem Vater 1910 gegründete Färberei und Wäscherei. Familie Schlesinger hatte in demselben Haus eine Wohnung gemietet, in die nun auch Olga Schlesinger einzog. Anfang des Jahres 1939 wurden sie und ihr Mann gezwungen nach Wien zu übersiedeln. Zu dieser Zeit mussten beide, im 9. Wiener Gemeindebezirk an der Spitalgasse 9 wohnend, ihre zusätzlichen Vornamen „Sara“ und „Israel“ anmelden.
Richard Schlesinger gelang noch Ende August 1939, knapp vor Kriegsbeginn, eine Flucht nach England, während Olga Schlesinger hingegen allein in Wien zurückbleiben musste. Letztendlich eröffnete sich für sie keine Fluchtmöglichkeit mehr. Ihre letzte Adresse in Wien lautete auf Skodagasse 15 im 8. Wiener Gemeindebezirk. Am 5. Oktober 1942 deportierte man Olga Schlesinger nach Maly Trostinec bei Minsk, wo sie kurz darauf starb. Wenige Wochen zuvor war ihre Mutter, Emilie May, in Theresienstadt umgekommen.
Nach dem Krieg, im Sommer 1948, gaben ihre in den USA überlebenden Brüder einem Steinmetz den Auftrag, in den auf dem jüdischen Friedhof in Linz bestehenden Grabstein ihres Vaters, Isidor May, die Namen der beiden in der Shoah umgekommenen Familienmitglieder – Olga Schlesinger und Emilie May – einzugravieren.
(Autorin: Verena Wagner)