Georg Mandel

Georg Shabsi Mandel kam am 19. Mai 1936 als Sohn des Moritz Mandel und dessen Ehefrau Gisella, geborene Lipschitz, in der Geburtenstation des Evangelischen Krankenhauses in Linz zur Welt. Eine Woche später fungierten bei seiner durch einen Wiener Arzt vorgenommenen Beschneidung die Linzer Kaufleute Chaim Emil Zimmermann und Emanuel Sand als Paten.

Georg Mandel hatte eine ältere Schwester, die 1929 in Antwerpen, Belgien, geborene Helene. Sein Vater stammte aus dem Burgenland und war ab 1935 Kantor der Linzer Kultusgemeinde. Deshalb bewohnte die Familie eine Wohnung im kultusgemeindeeigenen Haus an der Schubertstraße 29. Seine Mutter, eine sehr fromme Frau, stammte aus Rumänien und war im Haushalt tätig. Da in der Familie ungarisch gesprochen wurde, hatten die beiden Kinder als Muttersprache Ungarisch.

Georg Mandel war erst zwei Jahre alt, als mit März 1938 und dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich alle Jüdinnen und Juden grausame Verfolgungen erleiden mussten. Seinen Vater nahm man gefangen, die Mutter war mit den Kindern den brutalen Übergriffen der Nationalsozialisten allein ausgesetzt. Schließlich schoben im Jänner 1939 Nationalsozialisten die Familie innerhalb des Hauses an der Schubertstraße in zwei Räume des Erdgeschoßes ab, weil man ihre Wohnung einem „Arier“ vermietete.

Nach der Flucht seines Vaters 1939 nach England und seiner Schwester im selben Jahr nach Belgien blieben Georg Mandel und seine Mutter allein in Linz zurück. Gisella Mandel soll ein großes Vertrauen in Gott gehabt haben, der sie vor Unglück bewahren würde. Eine Zeit lang konnten beide noch im Gemeindehaus der Linzer Kultusgemeinde, an der Bethlehemstraße 26, Unterschlupf finden. Schließlich wurden sie – gleich allen anderen Leidensgenossinnen und -genossen, denen sich keine Fluchtmöglichkeit mehr bot – im Juni 1939 von Linz nach Wien verschickt. Dort blieben Georg Mandel und seine Mutter bis zur Deportation im Oktober 1942 nach Theresienstadt. Im Mai 1944 setzte man in Theresienstadt Georg Mandel mit seiner Mutter auf einen Transport nach Auschwitz. Beide kamen in dem Vernichtungslager um. Sein Vater und seine Schwester überlebten die Shoah.

(Autorin: Verena Wagner)

Zur Stele in der Denkmaldatenbank

Übersicht der Biographien