Helene Mandel

Helene Wertenteil kam 1929 als Helene Mandel und Tochter des Moritz Mandel und dessen Ehefrau Gisella, geborene Lipschitz, in Antwerpen, Belgien, zur Welt. Ihre Mutter stammte aus Rumänien und ihr Vater aus dem Burgenland. Helene Wertenteil wuchs anfangs in Antwerpen auf, denn ihr Vater arbeitete dort in der Diamantensägewerkstatt seines Schwagers Isidor Lipschitz. Die Eltern sprachen ungarisch, somit wurde dies die Muttersprache von Helene Wertenteil. 1932 nahm ihr Vater eine Kantorenstelle in Mährisch-Ostrau und 1935 in Linz an, wohin Helene Wertenteil mit ihren Eltern nun übersiedelte. Ab Herbst desselben Jahres erhielt sie an der Goetheschule ihren ersten Unterricht. Sie war das einzige jüdische Mädchen in der Klasse und soll ein stilles Kind gewesen sein: ehrlich, fleißig und eher schüchtern. Im Haus gegenüber wohnte das um ein Jahr jüngere jüdische Kind Marie Spitz, mit ihm freundete sich Helene Wertenteil an. 1936 bekam sie einen Bruder, der Georg Shabsi hieß.

Mit März 1938 und der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich wurden Jüdinnen und Juden von einem Tag auf den anderen geächtet, Helene Wertenteils Vater nahm man gefangen und sie selbst warf man aus der Goetheschule. Ab da mussten sie und alle jüdischen Pflichtschulkinder eine zur Absonderung eingerichtete „Judenschule“ besuchen. Helene Mandel erhielt Elisabeth Mühlbacher als Lehrerin. Nach der Novemberpogromnacht schloss man die Schule.

Familie Mandel suchte, wie viele andere auch, nach Fluchtmöglichkeiten. Helene Wertenteils Vater konnte sich 1939 nach England retten. Ihre Mutter schickte sie mit einem Kindertransport zu ihrem Onkel nach Belgien. Nach der Besetzung Belgiens begann für Helene Wertenteil eine Odyssee. Mit Onkel und Tante floh sie nach Frankreich, bis auch hier die deutsche Armee vordrang und das Mädchen ab nun in Kinderheimen versteckt werden musste. Aber auch in diesem Versteck war sie vor den Nationalsozialisten nicht sicher. Im April 1944 konnte sie durch eine Kinderschutzorganisation aus Frankreich in die Schweiz gebracht werden. Nach dem Krieg erfuhr sie, dass ihre Mutter und ihr Bruder in der Shoah ermordet worden waren. 1947 emigrierte Helene Wertenteil mithilfe der HIAS (Hebrew Immigrant Aid Society) in die USA und sah nach neun Jahren erstmals ihren Vater wieder, der in Scranton, Pennsylvania, lebte und arbeitete.

1955 heiratete sie den Elektroingenieur Benjamin Wertenteil und bekam vier Kinder, eine Tochter und drei Söhne, wovon einer früh verstarb. Die Familie wohnte in verschiedenen Bezirken New Yorks. Beruflich leitete Helene Wertenteil eine Zeitlang eine Kindergruppe von Drei- bis Vierjährigen, die sie in Hebräisch, Englisch, Singen und religiösen Themen unterrichtete. Später arbeitete sie im Betrieb ihres Mannes mit. 2016 wurde sie Witwe. Helene Wertenteil führte ein religiöses Leben und bewahrte sich, trotz vieler trauriger Erfahrungen, eine positive Lebenseinstellung. Sie starb im Oktober 2021.

(Autorin: Verena Wagner)

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