Moritz Mandel

Moritz Moshe Mandel kam 1903 in Deutschkreutz im Burgenland als Sohn des Albert Avraham und der Berta Blima, geborene Ibeshitz (Eibenschutz), zur Welt. Er war nach Frauenkirchen zuständig und hatte mehrere Geschwister: Lilly, Louisa und Isidor Tzvi.

1928 heiratete Moritz Mandel in Aleşd in Rumänien die 1905 in Aleşd zur Welt gekommene Gisella Genedel Lipschitz. Von 1928 bis 1932 betätigte er sich als Diamantenarbeiter in der Diamantensägerei seines Schwagers Isidor Israel Lipschitz in Antwerpen. 1929 kam Tochter Helene dort zur Welt. Im Jahr 1932 nahm Moritz Mandel eine Stelle als Kantor der Kultusgemeinde Mährisch Ostrau an. 1935 wechselte er nach Linz. Seiner Anstellung gingen Unstimmigkeiten um dieses Amt in Linz voraus, die sich zu einer innerzionistischen Auseinandersetzung ausweiteten und mehr als ein Jahr Unruhe in die Kultusgemeinde brachten. Zwei Kantoren konnte man sich nicht leisten. Man benötigte einen Vorsänger, der zugleich die weiteren Funktionen wie Schächten und Religionsunterricht übernehmen könnte. Die Bewerbung Moritz Mandels im Februar 1935 löste einen Teil des Problems, man hatte in ihm nun einen Kantor, Schochet und Religionslehrer für den Pflichtschulbereich gefunden. Auch die Überprüfung von in Linz angebotenen koscheren Waren kam ihm zu. Die Stelle eines Oberkantors blieb bis 1938 unbesetzt, für hohe Feiertage zog man Kantoren aus anderen Kultusgemeinden heran.

1936 wurde Moritz Mandel ein Sohn mit Namen Georg Shabsi geboren. Im Jahr darauf erhielt der Kantor eine definitive Anstellung. Familie Mandel wohnte im kultusgemeindeeigenen Haus an der Schubertstraße 29.

Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten, im März 1938, nahm man den Kantor gefangen. Nach seiner Freilassung stand er den Gemeindemitgliedern wieder weiterhin in seinen Aufgabenbereichen zur Verfügung und übernahm nach der Flucht des Rabbiners im Juni 1938 auch noch dessen Funktionen. Ab 1. Jänner 1939 aus der Wohnung vertrieben, teilten die Nationalsozialisten Moritz Mandel und seiner Familie nur mehr zwei Zimmer im Parterre des Hauses Schubertstraße 29 zu. Der Versuch, mit Ehefrau und Kindern nach Belgien zu fliehen, scheiterte. Schließlich gelang dem Kantor 1939 – vermutlich mit der Hilfe Max Hirschfelds – noch die Flucht nach England. 1940 erreichte er die USA. Seine Frau Gisella Mandel und sein Sohn Georg blieben zurück. Sie konnten sich nicht mehr retten und fanden den Tod in der Shoah, während seine Tochter Helene über viele gefahrenvolle Umwege am Ende in der Schweiz überlebte.

Moritz Mandel siedelte sich in Scranton, Pennsylvania, an. Er arbeitete wieder als Schochet und Kantor im Tempel Israel in Scranton und heiratete erneut. Er starb 1981.

(Autorin: Verena Wagner)

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