Die britische Entnazifizierung in Österreich 1945–1948

Autor: Siegfried Beer

Britische Sicherheitswache vor dem Oberen Militärgericht am Grazer Landesgericht

Die Auflösung aller NS-Organisationen und die konsequente Ausmerzung von NS-Gedankengut gehörten zu den wichtigsten Aufgaben, denen sich die britische Besatzungsmacht in Österreich stellen musste. Dafür hatte man sich gemeinsam mit den US-Amerikanern vorbereitet. Diese Aufgabe wurde schon ab Sommer 1945 in der eigenen Zone relativ forsch angepackt, bis Februar 1946 fast im Alleingang. Erst mit der Anerkennung der diesbezüglichen Renner-Gesetze wurde die Entnazifizierung weitgehend den österreichischen Behörden überlassen, allerdings blieb sie unter enger Kontrolle der Briten.
Ab Mitte 1948 hielt sich London vor allem wegen der politischen Zwänge des Kalten Krieges in Österreich – mit ganz wenigen Ausnahmen – beim Prozess der administrativen Entnazifizierung zurück.
Bezeichnenderweise war das „Wie“ des eigenen Engagements praktisch von Anfang an intern umstritten, denn über die praktische Umsetzung der Entnazifizierung kam es innerhalb des britischen Besatzungsapparates zu beträchtlichen Meinungsverschiedenheiten, die in einigen Fallbeispielen dokumentiert werden können.

Zum Inhaltsverzeichnis "Entnazifizierung im regionalen Vergleich"