Politische Restauration und Entnazifizierungspolitik in Oberösterreich

Autor: Walter Schuster

Landeshauptmann Gleißner bei der Linzer Donaubrücke anläßlich der Einstellung der Kontrollen durch die russische Besatzungsmacht.

Da sich ÖVP und SPÖ unmittelbar nach Kriegsende nicht auf eine die Mehrheitsverhältnisse vor 1934 widerspiegelnde Landesregierung einigen konnten, installierte die US-Militärregierung eine „Beamtenregierung“ unter dem Spitzenbeamten der NS-Landesverwaltung Adolf Eigl. Auf dessen Vorschlag gehörten dem Kabinett mehrere ehemalige NS-Parteigenossen und zahlreiche Spitzenrepräsentanten des „Ständestaates“ an. Diese erste Landesregierung konnte deshalb kaum die erforderlichen politischen Säuberungsmaßnahmen glaubwürdig vertreten. Sie geriet vielmehr zunehmend selbst in den Sog der US-Entnazifizierung, die in der Verhaftung des Landeshauptmanns gipfelte. Zum Unterschied vom Landesteil südlich der Donau konnte sich im von den Sowjets besetzten Mühlviertel im August 1945 eine politische „Landesregierung“ etablieren, die die Entnazifizierung aufgrund der österreichischen Gesetze durchzuführen hatte.

Die Entscheidungsträger von ÖVP und SPÖ in Oberösterreich waren sich einig, den Entnazifizierungsprozess möglichst abzukürzen und die Zahl der von der Säuberung Betroffenen möglichst gering zu halten. Die Folge davon war, dass zwar auf der einen Seite die meisten ehemaligen NS-Parteigänger sich (zumindest äußerlich) vom Nationalsozialismus abwandten, auf der anderen Seite aber eine kritische Reflexion des eigenen Handelns ablehnten.

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