Entnazifizierungsakten im Österreichischen Staatsarchiv
Autor: Rudolf Jeřábek
Die „Entnazifizierung“ bildete eine zentrale Maßnahme im Rahmen der Wiedererrichtung eines demokratischen österreichischen Staates. Ähnlich wie die seinerzeitige Zielrichtung zwischen einer – ab einem bestimmten Rang bzw. Funktion im NS-System erstmals kollektiven – Bestrafung und der Tendenz, einen Schlussstrich zu ziehen, hin- und herschwankte, ist die Beurteilung von Ansatz und Ergebnis der Entnazifizierung in der Historiographie, vielmehr aber noch im pseudohistorischen All-tagsdiskurs eine sehr unterschiedliche. Dass diese Beurteilung sich mehr und mehr in die Richtung bewegt, dass man es an ernsthaften Bemühungen zur Entnazifizierung habe fehlen lassen, ja es faktisch überhaupt keine gegeben habe, liegt zweifelsfrei an der mangelnden Kenntnis der archivischen Quellengrundlage.
Absicht des vorliegenden Beitrages ist es, die im Österreichischen Staatsarchiv – Archiv der Republik aufbewahrten und zum Teil noch wenig oder gar nicht genützten Aktenbestände in ihren Zusammenhängen und in ihrer Stellung im überaus vielfältigen Gesamtkomplex der verwaltungs- und strafrechtlichen Maßnahme „Entnazifizierung“ inhaltlich erklärend aufzulisten. Die Vielfältigkeit der Quellen beeindruckt umso mehr, als die zentrale Entnazifizierungsmaßnahme, die „Registrierung“, bei den Bezirksverwaltungsbehörden durchgeführt wurde und daher im Prinzip keinen aktenmäßigen Niederschlag im Österreichischen Staatsarchiv gefunden hat. Doch die Einzelfälle, welche durch Beschreitung des Instanzenzuges oder des Gnadenweges (um Nachsicht von „Sühnefolgen“) bzw. im eigenen Wirkungsbereiche der Zentralstellen (bei Bundesbediensteten) im Archiv der Republik dokumentiert sind, bieten ein, wenn auch oft disparates, so doch üppiges Bild der als Forschungsthema noch lange nicht ausgereizten Entnazifizierung.
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