Valerie Gans

Valerie Gans kam 1911 als Valerie Glaser und Tochter des Hugo und der Therese, geborene Krauskopf, in Linz zur Welt. Die Familie wohnte vorerst an der Wiener Reichsstraße 36, wo sich auch ihr Betrieb, der Handel und die Erzeugung von Lederwaren, befand. Valerie Gans wuchs als Einzelkind in Linz auf. Nach der Volksschule besuchte sie vier Jahre die Städtischen Mädchenmittelschulen an der Körnerstraße. Daran anschließend absolvierte sie eine Lehre in der Lederwerkstatt und dem Lederwarenverkauf ihres Vaters. In der Folge arbeitete sie nicht nur als Handelsangestellte im elterlichen Betrieb, sondern soll auch eine äußerst begabte Designerin von Brieftaschen, Gürteln und anderen Lederschmuckstücken gewesen sein.

Valerie Gans hatte darüber hinaus noch viele Talente – Sportlerin, Schauspielerin, Tänzerin. Innerhalb der jüdischen Kultusgemeinde brachte sich Valerie Gans vorrangig als Mitglied im Sportverein ITUS und in der Bildungsstelle als Schauspielerin ein. Sie nahm außerdem am Brucknerkonservatorium Tanzunterricht. Darüber hinaus zeigte sie sich als ausgezeichnete Leichtathletin und war Mitglied im „Linzer Athletik- Sportklub“ (LASK). Das Jahr 1932 dürfte für Valerie Gans den Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere gebildet haben. Bei den Damenbewerben der Landesmeisterschaften in Oberösterreich brach sie im 100m‑Lauf den oberösterreichischen Landesrekord. Ende 1935 verlobte sich Valerie Gans mit Viktor Gans, im Juni 1936 heiratete das Paar. Viktor Gans war 1910 als jüngster Sohn des Ehepaares Michael und Sabine Gans in Linz zur Welt gekommen. Auch er wurde nun ein Mitarbeiter der Firma Glaser & Co und wohnte an der Bürgerstraße 10.

Nach dem März 1938 begannen für Valerie Gans äußerst schwere Monate. Ihr Mann wurde zweimal von den Nationalsozialisten gefangen genommen. Das zweite Mal, um die Zeit des Novemberpogroms, deportierte man ihn sogar nach Dachau. Die Organisation der Flucht für sich und ihren Mann lag damit allein auf ihren Schultern. Zudem vertrieb man sie im Dezember 1938 auch noch aus Linz nach Wien. Von dort gelang Valerie Gans – mithilfe Max Hirschfelds – die Entlassung ihres Mannes aus Dachau zu erwirken, der sofort die erste Fluchtmöglichkeit, die sich ergab, ergreifen musste und nach Shanghai floh. Valerie Gans meldete sich erst am 4. Mai 1939 nach New York ab, auch ihren Eltern gelang noch eine, allerdings späte, Flucht in die USA. Verwandte hatten der Familie Affidavits gegeben. In den USA konnte Valerie Gans schließlich ihren Mann wiedersehen.

(Autorin: Verena Wagner)

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