Viktor Gans
Viktor Gans kam 1910 als Sohn des Michael und der Sabine Gans, geborene Fuchs, in Linz zur Welt. Er hatte vier ältere Geschwister: Elisabeth, Ernestine, Rudolf und Gustav. Sein Vater arbeitete ab 1905 in Linz als Geschäftsreisender und Kohlenagent. 1911 kaufte Familie Gans das kleine Vorstadthaus Blumauerstraße 53. Viktor Gans wuchs mit seinen Geschwistern in – wie er selbst beschrieb – bitterarmen Verhältnissen auf. Er besuchte die Volks‑ und Bürgerschule an der Goethestraße. Sein älterer Bruder Gustav war engagiertes Mitglied im „Blau-Weiß“. Auch Viktor Gans dürfte sich diesem zionistisch-jüdischen Jugendbund angeschlossen haben und erinnerte sich an Ausflüge auf die Giselawarte und nach Pulgarn. Danach setzte er seine Ausbildung an einer Fortbildungsschule fort und arbeitete in einer Versicherungsfirma. 1934 ist Viktor Gans erstmals im Adressbuch, als Beamter an der Herrenstraße 48 wohnend, zu finden. 1936 heiratete er die Linzerin Valerie Glaser, die Tochter von Hugo und Therese Glaser. In dieser Zeit begann er seine Tätigkeit als Reisender im Betrieb seiner Schwiegereltern Glaser & Co und wohnte in deren Haus an der Bürgerstraße 10. Viktor Gans war Mitglied der „Zionistischen Ortsgruppe“ in Linz.
Mit dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland im März 1938 waren alle Jüdinnen und Juden, so auch Familie Gans, brutalen Verfolgungen ausgesetzt. Im Juli 1938 wurde Viktor Gans zum ersten Mal für drei Wochen in Linz gefangen gehalten. Am 8. November kam es zu einer zweiten Gefangennahme. Auch seine beiden Brüder ereilte dieses Schicksal. Eine Woche später deportierte man alle drei nach Dachau. Dort durchlitten sie und viele jüdische Leidensgenossen bis Mitte Dezember kaum beschreibbare Qualen nationalsozialistischer Unmenschlichkeit. Inzwischen vertrieb man seine Frau und Schwiegereltern sowie alle noch in Linz verbliebenen jüdischen Personen aus der Stadt. Nachdem Viktor Gans und seine beiden Brüder aus Dachau freigekommen waren, setzte man sie unter Druck das Deutsche Reich sofort zu verlassen. Es blieb ihnen vorerst nur eine Flucht nach Shanghai. Sie hatten zwar die Permits in die USA, aber die Visa waren nicht eingetroffen. Valerie Gans musste inzwischen allein in die Vereinigten Staaten fliehen.
Nach vielen Monaten gelang Viktor, Rudolf und Gustav Gans von Shanghai aus eine Emigration in die USA. Viktor blieb in Kalifornien und lebte lange in San Francisco, wo er auch einen Juwelierladen betrieb. Eine Zeit lang war er im Unternehmen seines Neffen Eric Bruckner tätig. Seine Ehe mit Valerie wurde geschieden. Viktor Gans heiratete später noch ein zweites Mal. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Santa Barbara. Viktor Gans starb 1994.
(Autorin: Verena Wagner)