Hermine Furcht

Hermine Furcht kam 1875 als Hermine Skalla und Tochter des Ezechiel Skalla sowie dessen Ehefrau Julie, geborene Schimmerling, in Steyr zur Welt. Als Älteste geboren hatte sie drei jüngere Geschwister: Gisela, Heinrich und Jakob. Mit diesen wuchs sie in Steyr auf. Ihr Vater betrieb dort eine Krämerei und einen Kleiderhandel.

1896 heiratete Hermine Furcht in Steyr den 1862 in Markwaretz (Markvarec, ČR) bei Datschitz (Dačice, ČR) geborenen Kaufmann Wilhelm Furcht. Sie gebar fünf Söhne zwischen 1898 und 1911. Karl, Friedrich und Rudolf kamen noch in Steyr zur Welt. 1902 übersiedelte die Familie nach Linz, hier wurden Gustav und Walter geboren.

Wilhelm Furcht eröffnete an der Landstraße 97 ein Leder-, Galanterie- und Spielwarengeschäft. Hermine Furcht dürfte in dem Geschäft mitgearbeitet haben. Man bot Taschen, Koffer, Rauchutensilien sowie Jux- und Tombola-Gegenstände an. Das Hauptaugenmerk lag aber in der Spielzeugware für Mädchen: Puppen aller Art, auch mit unzerbrechlichen Köpfen aus Blech und Pappe mit Lederkörper, Bubiköpfen, echten und unechten Haaren sowie Puppen mit Mama-Stimme, Puppenwagen aus Korb oder Prinzesswagen mit Gummirädern. Auf einem Schild, das vor dem Geschäftseingang hing, ist der Schwerpunkt zu ersehen, man nannte sich „Warenhaus zur Puppenkönigin“ und nahm ebenso Puppenreparaturen an.

1916 bezog die Familie Furcht eine Wohnung an der Bürgerstraße 7, dort sollte sie bis zu ihrer Vertreibung 1938 bleiben. Mit März 1938 wurde dem bescheidenen Leben Hermine Furchts in Linz ein Ende bereitet. Das Ehepaar musste sein Galanterie- und Spielwarengeschäft an einen Nationalsozialisten weit unter dem Wert veräußern. Bald vertrieb man Hermine Furcht und ihren Mann nach Wien. Notdürftig in einem Massenquartier untergekommen starb Wilhelm Furcht im Jänner 1939. Die Witwe blieb an der Adresse Rembrandtstraße 34 im 2. Wiener Gemeindebezirk wohnhaft. Hermine Furcht wurde am 3. Dezember 1941 nach Riga deportiert. Sie überlebte die Shoah nicht. Ihr Sohn Gustav kam in Auschwitz um.

(Autorin: Verena Wagner)

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