Sophie Stein

Sophie (Sofie) Stein kam 1871 als Tochter des Produktenhändlers Nathan Stein und dessen Frau Anna, geborene Stampf, in Kalladey (Koloděje nad Lužicní, ČR) zur Welt. Sie war das jüngste von neun Kindern. Die Mutter, Anna Stein, scheint in den Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts in Linz an der Hahnengasse 5 wohnend auf, sie eröffnete dort 1893 einen Selchwarenverkauf. Zehn Jahre später war sie bereits Witwe und mit ihren Kindern Leopold, Katharina und Sophie dort gemeldet. Sie starb 1903.

Sophie Stein wird beruflich als Näherin bzw. Handarbeiterin bezeichnet, ebenso ihre Schwester Katharina, die auch als Köchin tätig war. In den Zwanzigerjahren lebten beide im Haus Altstadt 1. Inzwischen war dort auch ihre Schwester Rosa eingezogen. Sophie Stein musste ihren Unterhalt in zweifacherweise verdienen: einerseits als Weißnäherin und andererseits mit einer kleinen koscheren Ausspeiserei Altstadt 1. Diese wurde sowohl von Linzerinnen und Linzern als auch von Durchreisenden aufgesucht. Chaia Grenadier, die im Nachbarhaus aufwuchs, erinnerte sich, dass die „kleine Frau mit schwarzem Haar“ beim koscheren Fleischhauer einkaufte. Der Rabbinersohn Paul Friedmann soll zu „Fräulein Stein“ regelmäßig essen gegangen sein. Als 1935 die Tänzerin Edith Wilensky schwer erkrankte, bezahlte ihr der Fürsorgeausschuss der Kultusgemeinde vier Wochen Kost bei Sophie Stein.

In den Dreißigerjahren nahm die Zahl der streng rituellen Haushalte in Linz stark ab. Umso mehr waren Angebote von koscheren Lebensmitteln und koscherer Küche von Bedeutung. Damit zählte Sophie Stein zu den Letzten, die in Linz diesen Bedarf abdeckten.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich konnte Sophie Stein verhältnismäßig lange in Linz bleiben. Ende April 1939 musste sie – noch an der Adresse Altstadt 1 wohnend – das Formular zur verpflichtenden Annahme des zusätzlichen Vornamens „Sara“ unterschreiben. Zuletzt ist Sophie Stein auf einer Liste der in Linz „noch wohnhaften Juden“ vom 10. Juli 1939 zu finden. Danach verliert sich ihre Spur. Auf einem Transport von Wien nach Theresienstadt im September 1942 wurde sie namentlich wieder erfasst. Von dort deportierte man Sophie Stein 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz, das sie nicht überlebte.

(Autorin: Verena Wagner)

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