Margit Kohn

Margit Kohn kam 1925 in Linz als Tochter des Otto und der Irma Kohn, geborene Salzer, zur Welt. Ihr Vater, Sohn des Jonas und der Johanna Kohn, stammte aus Nikolsburg in Südmähren (Mikulov, ČR) und übersiedelte 1922 nach Linz. Dort heiratete er 1924 Irma Salzer. Die Mutter Margit Kohns war bereits in Linz als Tochter des Michael und der Karoline Salzer, geborene Kerpen, aufgewachsen. Die Großeltern und Urgroßeltern Margit Kohns verdienten ihren Lebensunterhalt als Marktfieranten sowie im Handel mit Kleidung und Möbel. Das Zentrum der Großfamilie bildete bald das Haus Badgasse 6, in dem auch Margit Kohn und ihre beiden Brüder, Kurt 1924 und Paul 1926, zur Welt kamen. Ihre Mutter war gelernte Friseurin, der Vater arbeitete als Kaufmann, Vertreter bzw. Reisender. Die Familie lebte zeitweise an der Armutsgrenze, manchmal hatte man nicht genug zu essen. Zudem waren die Eltern lungenkrank. Diese Situation wirkte sich auch auf die schulischen Leistungen der Kinder aus. Margit Kohn besuchte ab Herbst 1932 die Mädchenvolksschule an der Baumbachstraße. Im Schuljahr 1937/38 befand sie sich in der Abschlussklasse.

Mit März 1938 und dem Einmarsch der deutschen Truppen musste Margit Kohn die Schule verlassen. Sie wurde – wie ihr jüngerer Bruder Paul – gezwungen ihre Bildung an der eigens von den Nationalsozialisten zur Absonderung von jüdischen Kindern eingerichteten Judenschule fortzusetzen. Hier erhielt sie in den letzten Monaten Paul Schimmerl als Lehrer. Zu ihren Lieblingsfächern gehörten Turnen und Lesen, selbständiges Denken und Urteilen seien ihr schwer gefallen.

Otto und Irma Kohn meldeten Margit und den jüngeren Sohn Paul am 12. Oktober 1938 von der Schule mit der Begründung ab, dass sie nach Nikolsburg in die Tschechoslowakei übersiedeln würden. Dorthin war die Familie zu diesem Zeitpunkt noch immer heimatzuständig. Allerdings sollte sich auch dieser Ort für sie als kein sicherer erweisen. Aufgrund der Einnahme der Sudetengebiete durch das NS-Regime im Herbst 1938 flohen viele Jüdinnen und Juden aus dem okkupierten Gebiet in die Grenzstadt Eibenschütz (Ivančice, ČR), wo sie nach Wochen der Obdachlosigkeit schließlich in einem Gebäude, einer aufgelassenen Gerberei, untergebracht werden konnten. Nach der deutschen Besetzung der sogenannten „Rest-Tschechei“ im März 1939 wurde dieses Lager von den NS-Behörden in ein Internierungslager umfunktioniert. Bis Mitte März 1942 fristete dort Familie Kohn mit etwa 800 Jüdinnen und Juden aus Österreich, Ungarn und der Slowakei ihr Dasein, dann erfolgten Deportationen über Brünn (Brno, ČR) nach Theresienstadt und von dort am 1. April 1942 nach Trawniki, Ostpolen. Am 2. oder 3. April angekommen trieb man die Deportierten zu Fuß nach Piaski. Die meisten wurden kurz nach Erreichen dieses Durchgangsghettos in Vernichtungslagern wie Bełžek und Sobibór, die im März bzw. Mai 1942 ihren Betrieb aufnahmen, ermordet. Margit Kohn und ihre Familie starben in einem dieser Lager, nur ihr älterer Bruder Kurt dürfte die Shoah überlebt haben. Ihre Großmutter Karoline Salzer fand in Theresienstadt den Tod.

(Autorin: Verena Wagner)

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