Mathilde Singer
Mathilde Singer kam 1863 als Mathilde Bauer in Petschen (Peč, ČR) bei Zlabings (Slavonice, ČR) in Südmähren zur Welt. Ihr Vater war der nach Wölking (Dolní Bolíkov, ČR) zuständige und in Zlabings als Gemischtwarenhändler tätige Moriz Bauer und ihre Mutter Netti, geborene Hirschkron. Mathilde Singer hatte zwei ältere und einen jüngeren Bruder: Max M., Ignaz und Rudolf. Max und Rudolf waren in der Textilbranche in Zlabings tätig, während Ignaz Bauer 1883 den Gemischtwarenladen seines Vaters übernahm und diesen in einen Schnittwarenhandel umwandelte.
Mathilde Singer heiratete um die Mitte der 1880er-Jahre den in Waidhofen an der Thaya tätigen Kaufmann Markus (Max) Singer. Er soll 1856 bereits an diesem Ort geboren worden sein und war auch dorthin zuständig. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor: Sohn Ernst und Tochter Josefine, beide in Waidhofen an der Thaya geboren. Ernst Singer besuchte von 1903 bis 1906 die Handelsakademie in Linz und arbeitete später als Bankbeamter. Mathilde Singer wurde früh Witwe, ihr Mann starb 1903. Im Oktober 1920 heiratete ihre Tochter Josefine den in Linz lebenden Kaufmann Max Rotter. Dieser war 1886 in Jedenspeigen in Niederösterreich zur Welt gekommen. Allerdings starb Josefine Rotter bereits 1927, nur 33‑jährig, an einer Leuchtgasvergiftung. Die Familie setzte ihr einen schönen Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Linz. Der Witwer blieb bis 1938 in derselben Wohnung an der Landstraße 71. Dies gilt auch als Adresse Mathilde Singers von 1931 bis 1938. Möglicherweise lebten beide im selben Haushalt. Anders als ihr Schwiegersohn blieb Singer nach Waidhofen an der Thaya heimatzuständig und wird beruflich als „häuslich“ bzw. Private definiert.
Ab März 1938 war Mathilde Singer den Verfolgungen des NS-Regimes ausgesetzt. Am 25. November 1938 dürfte sie gezwungenermaßen Linz endgültig verlassen haben. Sie wohnte gemeinsam mit Sohn Ernst Singer und dessen Ehefrau Anna, geborene Kohn, bis Mitte April 1939 an der Laimgrubengasse 25 im 6. Wiener Gemeindebezirk. Von Mitte April 1939 bis Mitte April 1942 ist ihre Adresse an der Blindengasse 46 – dort wohnte auch ihr Schwiegersohn. Danach logierte sie nur mehr zwei Monate an der Unteren Donaustraße im 2. Wiener Gemeindebezirk, von wo sie mit einem Transport am 28. Juni 1942 nach Theresienstadt abging. Mathilde Singer starb in diesem Lager am 13. Dezember 1943. Ihr Schwiegersohn Max Rotter wurde in Riga ermordet, während sich Sohn und Schwiegertochter in die USA retten konnten.
(Autorin: Verena Wagner)