Dr. Otto Gerstl
Dr. Otto Gerstl kam 1893 als Sohn des in Prag geborenen Rechtsanwaltes Dr. Gustav Gerstl und der aus München stammenden Emma, geborene Wolfsheimer, in Linz zur Welt.
Er besuchte das Gymnasium an der Spittelwiese in Linz und maturierte dort 1912. Als Schüler zählte er zu den Mitgliedern des literarischen Klubs Karl Schwagers, einer Vorform des zionistischen Jugendbundes „Blau-Weiß“. Ebenso entwickelte sich bereits während der Schulzeit seine Freundschaft zum Linzer Künstler Klemens Brosch.
Otto Gerstl studierte Jus, kämpfte im Ersten Weltkrieg an der italienischen Front und konnte 1918 sein Studium beenden. 1919 trat er in die Rechtsanwaltskanzlei seines Vaters ein. Dieser starb ein Jahr darauf.
Dr. Otto Gerstl sammelte Kunst, vor allem Druckgraphik. Er baute sich im Laufe der Zeit eine große Sammlung auf und galt in Linz als Kunstsachverständiger.
Mit dem „Anschluss“ im März 1938 wurde ihm die Ausübung seines Berufs verboten. Die Nationalsozialisten zwangen ihn, sich von seiner Kunstsammlung zu trennen, er übergab sie dem Oberösterreichischen Landesmuseum.
Otto Gerstl floh mit seiner Mutter nach England. Ein Großteil seiner Sammlung wurde ihm vom Museum dorthin nachgesendet, allerdings begann er sie sukzessive aufzulösen.
1939 emigrierte er mit seiner Mutter weiter in die USA. Anfangs erwerbslos, lebte er von Unterstützungen und studierte Kunst, weil seine juristischen Kenntnisse vollkommen wertlos geworden waren. 1941 fand er eine Anstellung als Gebrauchsgraphiker.
1952 kehrte Dr. Otto Gerstl wieder nach Österreich zurück, die letzten Reste seiner Kunstsammlung übergab er schließlich wieder dem Museum.
Er starb 1974 und liegt auf dem jüdischen Friedhof in Linz begraben.
(Autorin: Verena Wagner)