Babette Hirschfeld
Babette Hirschfeld wurde als Babette Fried 1866 in Tasnád, einer damals ungarischen Kleinstadt am östlichen Rand der ungarischen Tiefebene, geboren. Von ihren Eltern ist nichts bekannt. Sie selbst dürfte in Tasnád aufgewachsen sein, erhielt keine Schulbildung und blieb bis zu ihrem Tod Analphabetin.
1885 heiratete sie in Tasnád den Bücherkolporteur und Kaufmann David Hirschfeld. Babette Hirschfeld soll dreizehn Kinder zur Welt gebracht haben, wovon nur sechs das Jugendalter erreichten: Jenö (Johann), die früh verstorbene Hermine, Samuel, Helene, Max, Marie und Oskar. Über die Umwege Wien, Graz und wieder Wien ließ sich Familie Hirschfeld schließlich um 1900 dauerhaft in Linz nieder. David Hirschfeld gründete hier ein Geschäft für Herren- und Knabenkleider sowie Arbeiterwäsche. Babette Hirschfeld arbeitete in dem aufstrebenden Betrieb mit und soll eine kluge Händlerin mit viel Geschäftssinn gewesen sein. 1904 schaffte das Ehepaar Hirschfeld den Sprung auf die Landstraße, der bedeutendsten Einkaufsstraße von Linz. 1920 erwarb es gemeinsam mit seinem Sohn Samuel das Haus Schillerstraße 46. Dort wohnte Babette Hirschfeld mit ihrem Mann und weiteren Familienmitgliedern wie den Söhnen Samuel und Oskar sowie Tochter Helene, verheiratete Hesky.
1932 starb überraschend David Hirschfeld. Erbstreitigkeiten verhinderten eine geordnete Übernahme von Geschäft und Haus, sodass das Gebäude an der Schillerstraße schließlich veräußert werden musste. Immerhin durfte die Witwe in ihrer Wohnung bleiben. In der Kultusgemeinde trat Babette Hirschfeld kaum in Erscheinung.
Im März 1938 trafen die Witwe dieselben diffamierenden Maßnahmen, wie sie gegen alle Jüdinnen und Juden von Seiten der Nationalsozialisten vorangetrieben wurden. Im April 1939 musste sie zum zweiten Mal ihre „freiwillige“ Annahme des verordneten Namens „Sara“ bestätigen. Zu diesem Zeitpunkt lebte sie bereits mit Angehörigen in einer Notunterkunft, im Gemeindehaus an der Bethlehemstraße 26. Schließlich vertrieb man Babette Hirschfeld mit ihrer Familie nach Wien. Dort zwangen Nationalsozialisten die kranke 73-Jährige auf dem Boden kniend einen Gehsteig zu reinigen. Selbst ihrem Sohn Max Hirschfeld, der zum kommissarischen Leiter der Kultusgemeinde von der Gestapo ernannt worden war, gelang es nicht, seiner Mutter eine Fluchtmöglichkeit zu besorgen. Nach dem Fortgang ihrer Kinder aus Wien wohnte Babette Hirschfeld im jüdischen Altersheim an der Seegasse 9. Von dort deportierte man sie im August 1942 mit 500 Greisinnen und Greisen nach Theresienstadt und einen Monat später nach Treblinka, wo sie zu Tode kam.
(Autorin: Verena Wagner)