Ernestine Kubin
Ernestine Kubin kam 1863 als ältestes Kind des Ehepaares Philipp und Rosa Kubin, geborene Mayer, in Schaffa (Šafov, ČR) zur Welt. Ihr Vater war Advokatursbeamter in Znaim (Znojmo, ČR). Sie hatte noch drei jüngere, in Schaffa geborene Geschwister: Cäcilie, Adolf und Ludwig. Ernestine Kubin erlernte das Damenkleidermacherinnenhandwerk.
Um die Jahrhundertwende zogen nacheinander ihre Brüder Adolf und Ludwig Kubin nach Linz. Adolf war Händler bzw. Reisender und Ludwig Arzt, beide wohnten an der Rudolfstraße 13. 1904 übersiedelte auch noch die Mutter Rosa Kubin an diese Adresse. Sie verstarb dort 1907 und wurde in Linz beerdigt, während der Witwer Philipp Kubin weiterhin in Znaim als Beamter arbeitete. Der Tod des Vaters 1911 dürfte der Zeitpunkt gewesen sein, dass sich auch Ernestine Kubin nach Urfahr orientierte. Sie blieb wie ihre Geschwister unverheiratet und lebte bis 1938 mit ihnen in einem gemeinsamen Haushalt. Anlässlich der Volkszählung 1936 gab sie ihren Beruf als im Haushalt tätig an.
Nach dem Selbstmord ihres Bruders Dr. Ludwig Kubin 1938 erbte Ernestine Kubin eine Haushälfte an der Mühlkreisbahnstraße 3. Ab März 1938 trafen auch sie die judenfeindlichen Maßnahmen der Nationalsozialisten. Anfang Juli 1938 gab sie ihr verpflichtendes Vermögensverzeichnis ab. Schließlich musste Ernestine Kubin mit ihrer jüngeren Schwester Linz verlassen und nach Wien ziehen. Für das Haus in Urfahr gab es Interessenten, man drängte die beiden Schwestern sich von der Liegenschaft zu trennen. Sogar den letzten von der Gestapo beauftragten Vertreter der Linzer Kultusgemeinde, Otto Unger, schaltete man als Vermittler ein. Auch er erreichte nichts.
Am 27. August 1942 wurde Ernestine Kubin gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester von Wien nach Theresienstadt deportiert. Das Lager dürfte zu diesem Zeitpunkt überfüllt gewesen sein, denn sie musste dort auf dem Dachboden des Gebäudes L 506 ihr Dasein fristen. Einen Monat später starb sie, als Todesursache gab man Darmkatarrh an.
(Autorin: Verena Wagner)