Rudolf Schiller
Rudolf Schiller kam 1886 in Lobositz (Lovosice, ČR) als Sohn des Maximilian und der Eugenie, geborene Stampf, und ältester von vier Geschwistern zur Welt.
Er heiratete 1915 in Wien Helene Weil. 1916 wurden Sohn Herbert und 1918 Tochter Edith in Wien geboren.
1920 zog Rudolf Schiller mit seiner Frau und Tochter nach Wels. Dort gründete er eine sehr erfolgreiche Holzbearbeitungsgesellschaft, die „Hobeg“. Sie erzeugte in erster Linie Büromöbel, wie z. B. die Marke „President“, führte auf dem Gebiet der alten Kaserne drei Werkstätten und lieferte vor allem nach Holland aus.
In seiner Freizeit widmete sich Rudolf Schiller professionell dem Fotografieren.
Im Zuge der Wirtschaftskrise musste der Betrieb geschlossen werden, die Familie übersiedelte nach Linz an die Stelzhamerstraße 2.
Von da aus arbeitete Schiller vorerst für eine Wiener Furnierfirma und baute später nochmals ein eigenes Geschäft für Furnier- und Sperrholz auf. Vor dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland war der spätere Linzer Bürgermeister Franz Hillinger in diesem Betrieb als Lehrling angestellt. Im Zuge der nationalsozialistischen Maßnahmen gegen Jüdinnen und Juden stellte man das Geschäft unter kommissarische Führung. Danach erfolgte die Liquidation desselben.
Rudolf Schiller war Zionist und hegte schon länger den Wunsch, wie seine beiden Brüder Camillo und Robert nach Palästina zu übersiedeln. Mit der Materie vertraut wurde ihm 1938 von der Gestapo die Betreuung des „Auswanderungsamtes der jüdischen Kultusgemeinde Linz“ übertragen. Damit zählte er zum Mitarbeiterstab des kommissarischen Leiters der Linzer Israelitischen Kultusgemeinde, Max Hirschfeld.
Dem Ehepaar Schiller gelang im Jänner 1939 die Flucht nach Palästina. Dort erwartete sie bereits ihre Tochter Edith. Es war für Rudolf Schiller schwer, beruflich Fuß zu fassen. Mit Familienmitgliedern gründete er schließlich einen Handel mit Samen, Dünge- und Spritzmittel. Er starb 1953 in Tel Aviv.
(Autorin: Verena Wagner)