Karoline Gans

Karoline (Karla) Gans kam 1861 in Nusle bei Prag als Karoline Glück und Tochter des Eisen- und Porzellangeschirrhändlers Michael Glück und der Marie, geborene Steiner, zur Welt. Sie hatte viele Geschwister: Rosa, Sofie, Emanuel, Dorothea, David, Anna und Mathilde. Michael Glück zog mit Frau und Kindern im Sommer 1872 nach Linz. Karoline, Mathilde und Anna besuchten ab Herbst 1872 die Volksschule an der Landstraße. Rosa, Sofie und Emanuel Glück ergriffen denselben Beruf wie ihre Eltern. Dorothea wurde Lehrerin und David machte Karriere beim Militär. Anna Glück heiratete den Linzer Likörerzeuger und -händler Alexander Kren. Die jüngste Schwester, Mathilde Glück, starb mit 17 Jahren an Typhus. Karoline Gans heiratete 1884 den 1854 in Linz geborenen Max Matthias Gans. Er war ab 1886 über viele Jahrzehnte als Journalist der Linzer Tages-Post tätig. 1893 kaufte der Bruder Emanuel Glück das Haus an der Landstraße 46 und handelte dort mit Porzellan‑, Steingut‑ und Glaswaren. Die Mutter, Marie Glück, bot diese Ware auch auf Märkten an. Der in seiner Freizeit sich als Jäger betätigende Emanuel Glück starb 1915. Rosa und Sophie Glück übernahmen sein Geschäft und waren mit der Ware ebenso auf dem dauernden Jahrmarkt in Urfahr vertreten. Nach dem Tod von Sophie 1922 und Rosa Glück 1932 ging das Haus an der Landstraße auf Familie Gans über.

Karoline Gans gebar im November 1884 einen Sohn, Heinrich, und vier Jahre später eine Tochter namens Mathilde. Während der Sohn das Gymnasium an der Spittelwiese besuchte, absolvierte die Tochter das Mädchenlyzeum. Heinrich Gans studierte Jus, widmete aber sein berufliches Leben bis zu seinem frühen Tod 1930 der Musik. Im Ersten Weltkrieg geriet er in russische Gefangenschaft und wurde nach Sibirien verbracht. Erst im Herbst 1922 kehrte er nach Linz zurück. Karoline Gans fand in dieser Zeit des Wartens Leidensgenossinnen in der „Freien Vereinigung der Frauen und Mütter von Kriegsgefangenen in Rußland, Turkestan und Sibirien“, wo sie auch als Schriftführerin wirkte. Ihre Tochter Mathilde Gans heiratete 1911 den katholischen Bankdirektor Max Gassner und brachte 1913 ein Kind, Ilse, zur Welt.

1937 wurde Karoline Gans Witwe. Zur Zeit des Einmarsches der deutschen Truppen im März 1938 wohnte sie an der Ederstraße 10 und war im Haushalt tätig. Sie musste im Juli 1938 ihr Vermögensverzeichnis abgeben. Darin gab sie an, von der Versicherungsanstalt der Presse eine Witwenpension zu beziehen. Darüber hinaus erhielt sie von der Firma Wimmer einen freiwilligen monatlichen Ruhegenuss, der aber Ende August 1938 eingestellt wurde. Zudem vertrieb man sie nach Wien. Die verbliebene Rente reichte nicht zur Deckung ihrer Lebenshaltungskosten aus. Als Untermieterin bei jüdischen Frauen wohnend, war das Ersparte bald aufgebraucht. Zum Zeitpunkt ihrer Deportation lebte Karoline Gans in Döbling, Hohe Warte 32. Das ehemalige Israelitische Blindeninstitut war zu einem Altersheim für Jüdinnen und Juden umfunktioniert worden. Gemäß einer Weisung des SS‑Hauptsturmführers Alois Brunner musste das Haus bis August 1942 völlig geräumt werden. Dies war der Grund, dass Karoline Gans am 28. Juni 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde. Wenige Monate später starb sie dort. Ihre Tochter überlebte und ließ später auf dem Grabstein des Vaters in Linz auch den Namen der Mutter eintragen.

(Autorin: Verena Wagner)

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