Margarethe Brunner

Margarethe (Margarete oder Margaretha) Brunner kam 1890 als Margarethe Steininger und Tochter des Eisenbahnbeamten Ingenieur Heinrich Steininger sowie dessen Ehefrau Laura, geborene Rosenthal, im galizischen Jaslo (Jasło, Südpolen) zur Welt. Das Mädchen wurde, wie sein um ein Jahr jüngerer Bruder Erwin, katholisch getauft. Margarethe Brunner wuchs – dem Beruf ihres Vaters geschuldet – an wechselnden Orten auf. Nach einem Jahr Aufenthalt in Triest übersiedelte die Familie 1909 nach Linz. Hier lernte Margarethe Brunner ihren späteren Mann, Dr. Alfred Brunner, kennen. Beide traten bei Veranstaltungen im Verein der Eisenbahnbeamten auf. 1913 zog Margarethe Brunner mit ihrer Familie nach Innsbruck weiter, dort starb ein Jahr später ganz plötzlich ihr Vater. Viele Nachrufe bezeugen ihn als einen in der ganzen Monarchie gefragten, hervorragenden Eisenbahnfachmann.

1915 heiratete sie in Tirol Dr. Alfred Brunner. 1916 kam Sohn Heinrich zur Welt. Dieser besuchte das Gymnasium an der Spittelwiese und setzte danach seine Ausbildung mit einem Jusstudium in Graz fort. 1925 war die Familie an die Stockhofstraße 48 gezogen, Anfang der Dreißigerjahre baute sie ein Haus in Kirchschlag.

Ab März 1938 wurde die Katholikin Margarethe Brunner durch ihre Ehe und ihre einst jüdische Mutter von den Nationalsozialisten als Jüdin angesehen. Sie war somit den Verfolgungen ausgesetzt, ihr Vermögen wie Haushälfte und Schmuck hatten geschätzt und den Nationalsozialisten gemeldet zu werden. Die Wochen, während ihr Mann im KZ Dachau gefangen war, mussten für Margarethe Brunner besonders qualvoll gewesen sein.

1939 zog sich das Ehepaar nach Kirchschlag in sein Haus, das verkauft werden musste, zurück. Die neue Besitzerin ließ es in entgegenkommender Weise weiter darin wohnen. Inzwischen war Margarethe Brunners Sohn nach England geflohen. Man dachte ebenso eine Flucht an und engagierte zur Vorbereitung dafür Dr. Ernst Koref als Englischlehrer. Nervlich an den Rand ihrer Kräfte gekommen, konnte sich Margarethe Brunner letztendlich zu keiner Emigration entschließen. Aufgrund des hohen Ansehens des Ehepaares stand es lange Zeit unter dem Schutz einflussreicher Linzer Nationalsozialisten. Dennoch hielt plötzlich Anfang August 1942 ein Gestapo-Wagen aus Wien vor der Haustüre. Man holte erbarmungslos das Ehepaar Brunner ab, um es nach Wien zu verbringen. Nach einem vierwöchigen Aufenthalt wurde Margarethe Brunner mit ihrem Ehemann nach Maly Trostinec deportiert. Beide kamen in der Shoah um.

2005 ließ ein in England lebender Enkel in der katholischen Kirche in Kirchschlag eine Gedenktafel für seine ermordeten Großeltern anbringen.

(Autorin: Verena Wagner)

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