Dr. Alfred Brunner
Dr. Alfred Brunner kam 1889 als Sohn des Advokaten Dr. Ludwig Brunner und dessen Ehefrau Paula, geborene Kornfeld, in Linz zur Welt. Sein Vater zog um 1879 als Advokaturs-Kandidat nach Linz und eröffnete 1885 hier eine eigene Rechtsanwaltskanzlei. Alfred Brunner wuchs in Linz auf, seine Eltern ließen ihn kurz vor Schuleintritt in Passau taufen, sie selbst blieben aber dem Judentum bis zu ihrem Tod treu. Von 1899 bis 1907 besuchte Alfred Brunner das Gymnasium an der Spittelwiese. Danach studierte er in Graz Jus. In diese Zeit fallen seine Auftritte im Linzer Gesellschaftsverein der Eisenbahnbeamten. Auch seine spätere Frau, Margarethe Steininger, Tochter eines in Linz für wenige Jahre stationierten Eisenbahnfachmannes, wirkte in diesem Verein bei Festlichkeiten mit.
1912 promovierte Alfred Brunner in Graz zum Doktor der Rechte, drei Wochen später starb seine Mutter. Während des Ersten Weltkriegs, 1915, heiratete der mittlerweile als Advokaturs-Kandidat Tätige in Wilten bei Innsbruck Margarethe Steininger. 1916 kam das einzige Kind, Sohn Heinrich, zur Welt.
Über viele Jahre hindurch, bis 1938, führte Dr. Alfred Brunner eine Rechtsanwaltskanzlei an der Promenade 3 und war als erfolgreicher Strafverteidiger in Linz bekannt. 1925 zog das Ehepaar Brunner an die Stockhofstraße 48. Ende des Jahres 1929 kauften Dr. Alfred und Margarethe Brunner in Kirchschlag ein Grundstück, auf dem sie ein Haus errichteten. Dort verbrachte die Familie viel freie Zeit.
Ab März 1938 trafen das seit Kindertagen im Christentum beheimatete Ehepaar Brunner die brutalen Maßnahmen gegen Jüdinnen und Juden durch das NS-Regime. Dr. Alfred Brunner musste seine Kanzlei auflösen und in Gefangenschaft sein Vermögensverzeichnis abgeben. Im Zuge des Novemberpogroms zählte er ein zweites Mal zu einer großen Anzahl von Juden, die man in Linz verhaftete. Wenig später deportierte man ihn nach Dachau. Nach der Haftentlassung mussten Dr. Alfred Brunner und seine Frau 1939 ihr Haus in Kirchschlag verkaufen, konnten sich aber dennoch dorthin zurückziehen und wohnen bleiben. Sie zögerten und schoben eine Flucht wiederholt hinaus, obwohl ihr Sohn bereits 1939 nach England emigriert war. Sie hofften, dass der Schutz einflussreicher Nationalsozialisten halten würde. Es kam anders. Anfang August 1942 fuhr ein Gestapo-Wagen aus Wien in Kirchschlag vor und man zwang Dr. Alfred Brunner und seine Frau nach Wien mitzufahren. Nach einem nur vierwöchigen Aufenthalt in Wien deportierte man beide nach Maly Trostinec. Dr. Alfred Brunner ist als Opfer der Shoah zu beklagen.
(Autorin: Verena Wagner)