Gustav Gans
Gustav Gans kam 1909 als viertes Kind und zweiter Sohn des aus Steyr stammenden Agenten Michael Gans und der Sabine, geborene Fuchs, in Linz zur Welt.
Er besuchte die Volks- und Bürgerschule an der Goethestraße und war später Reisender bzw. Handelsangestellter der Firma Jakob Treichlinger an der Landstraße 48.
Eine bedeutende Rolle hatte Gustav Gans im Linzer zionistischen Jugendbund „Blau-Weiß“ in den Dreißigerjahren inne. Ab 1930 als Kassier tätig avancierte er dort zum Oberführer der Jugendgruppen. Ebenso engagierte er sich im ITUS (Jüdischer Turn- und Sportverein).
Anlässlich der Wahlen in den Kultusvorstand 1935 kandidierte er auf der Liste der Zionisten und Konservativen und wurde wenig später in dieses Amt und in die Jugendkommission des Vorstandes berufen.
Gustav Gans wohnte wie sein Bruder Rudolf an der Herrenstraße 48. Im Zuge des Einmarsches der deutschen Truppen in Österreich im März 1938 wechselte er gezwungenermaßen in das Haus seiner Eltern an die Blumauerstraße 53.
Er konnte verhältnismäßig lange seine Stellung im Geschäft Treichlinger, dessen Besitzer Juden waren, behalten. Ende September 1938 wurde er per 30. Dezember gekündigt und hoffte auf eine Flucht in die USA.
Am 23. September 1938 – wenige Wochen, bevor die Synagoge an der Bethlehemstraße in der Novemberpogromnacht zerstört wurde – heiratete er dort Melitta Sand.
Im Zuge des Pogroms wurde Gustav Gans festgenommen und wie seine beiden Brüder nach Dachau deportiert. Am 13. Dezember kamen alle drei unter der Bedingung frei, binnen weniger Tage Österreich zu verlassen. Da sie noch auf ihre Visa in die USA warteten, musste Gustav Gans mit seinen Brüdern unverzüglich nach Shanghai, den einzigen Ort, der ihnen zu diesem Zeitpunkt offen stand, fliehen. Nach Erhalt ihrer Visa in China 1939 setzten sie ihre Flucht in die USA fort. Im Frühjahr 1940 traf Gustav Gans in Los Angeles wieder mit seiner Frau zusammen.
1943 wurden dem Ehepaar Zwillinge, Frederick John und Eileen Sylvia, geboren.
Gustav Gans arbeitete einige Jahre für Sears & Roebuck, später als Handelsvertreter für Damenbekleidung wie Lanz (Salzburg) oder Rosecrest. Danach widmete er sich dem Immobilienhandel. Zuletzt betätigte er sich als Manager eines Tennis- und Schwimmklubs in den Woodland Hills. Gründer und Besitzer dieser Freizeiteinrichtung war sein Neffe Eric Bruckner.
Gustav Gans starb 1993 in Los Angeles.
(Autorin: Verena Wagner)