Leopold Mostny
Leopold Mostny kam 1843 als Sohn des Handelsmannes Markus Mostny und der Esther Theresia, geborene Bunzel, in Kalladey (Koloděje nad Lužnicí, ČR) zur Welt. Sein Vater dürfte bereits zu jener Gruppe südböhmischer Juden gehört haben, die an Markttagen nach Linz fuhren um hier ihre Ware wie Federn, Hasenbälge und Hasenhaare feilzubieten. Leopold Mostny kam bereits als 15-Jähriger nach Linz und war anfangs bei der von Israel Veit Fürth in Urfahr gegründeten Likör-, Spiritus- und Essigproduktion beschäftigt. 1867 gründete Mostny an der Kreuzstraße eine eigene Branntwein-, Likör- und Essigerzeugung. Im Jahr danach übersiedelte er den Betrieb an die Halbgasse. Hier trat 1869 sein Bruder Tobias Mostny in die Firma ein. In diesem Jahr heiratete Leopold Mostny in Wien Franziska Schulhof. Sie stammte aus Schwartzkosteletz (Kostelec nad Cernými lesy, ČR).
Da der Betrieb florierte, konnte Leopold Mostny 1873 an der Rudolfstraße Grundstücke ankaufen, auf denen er ein Wohngebäude sowie einen Neubau für die Spiritusdestillation und Essigerzeugung errichtete. 1911 erhielten Leopold und Franziska Mostny – an der Rudolfstraße 6 (später in Karl Marxstraße 8 umbenannt und neu nummeriert) wohnend – die Heimatzuständigkeit nach Urfahr. In diesem Jahr schied Leopold Mostny aus der Firmenleitung aus. Sein jüngerer Bruder Tobias sowie dessen Söhne Ludwig, Paul und Richard führten den Betrieb weiter.
Leopold Mostny brachte sich bald in die Gemeindepolitik der Stadt Urfahr ein. In den Jahren 1879 bis 1888 und 1894 bis 1919 war er im Gemeindeausschuss als Vertreter der deutschfortschrittlichen Richtung und ab 1906 als Gemeinderat tätig. Er war treibende Kraft für den Bau der Mühlkreisbahn und darüber hinaus langjähriger Funktionär der Sparkasse sowie der Bank für Oberösterreich und Salzburg. 1908 wurde ihm der Titel kaiserlicher Rat verliehen. Aufgrund seiner wiederholten großen Wohltätigkeitsakte zugunsten der Gemeinde ernannte man Leopold Mostny 1913 zum Ehrenbürger Urfahrs.
1920 starb Franziska Mostny, sie liegt auf dem jüdischen Friedhof begraben. Leopold Mostny soll immer zu Fuß in Linz und Urfahr unterwegs gewesen sein und sich dabei gerne mit der ihm begegnenden Bevölkerung unterhalten haben. In seinen Mußestunden spielte er Zither oder trank im Gasthof Achleitner ein Glas Wein. Über viele Jahre stand ihm eine Haushälterin und Köchin zu Seite: die verwitwete Jüdin Helene Pachmann.
Nach dem März 1938 war auch Leopold Mostny den brutalen Maßnahmen der Nationalsozialisten gegen Jüdinnen und Juden ausgeliefert. Allerdings blieb er vorerst aufgrund seiner vielen Verdienste, seines hohen Alters und eines noch nicht ausgeheilten Oberschenkelhalsbruches von den NS-Machthabern verschont. Ende September 1942 soll man Leopold Mostny schließlich gewaltsam aus seiner Wohnung geholt, auf ein Lastauto aufgeladen und nach Wien verbracht haben. Von dort deportierte man ihn am 1. Oktober 1942 nach Theresienstadt, wo der fast 100-Jährige wenige Tage nach seiner Ankunft verstarb. Auch seine Haushälterin war bei diesen Transporten dabei. Allerdings setzte man sie in Theresienstadt als Köchin für das Bewachungspersonal ein, Helene Pachmann überlebte das Lager.
(Autorin: Verena Wagner)