Berta Pollak
Berta Pollak kam 1864 als Berta Stutz in Zahradka (Zahrádka, ČR), Bezirk Ledetsch (Ledeč nad Sázavou, ČR), zur Welt.
1890 heiratete sie den 1849 in Jeschow (Ježov nad Želivkou, ČR) geborenen Adolf Pollak. Das Ehepaar lebte in Neumarkt bei Salzburg, dort kam 1892 das erste Kind Olga zur Welt. 1894 folgte die Geburt der zweiten Tochter Emma. Die Familie wurde ab 1901 in Urfahr wohnhaft. 1903 ließ sie sich an der Stephaniestraße 12 (heute Flußgasse) nieder. Adolf Pollak, bereits k. k. Finanzwachbeamter in Ruhe, meldete im Juni 1903 das Gewerbe für eine Tabaktrafik, den Verkauf von Spielkarten, Rauchrequisiten und Ansichtskarten inbegriffen, an. Die Trafik hatte im selben Haus am Rudolfplatz 5 (heute Bernaschekplatz) ihren Standort.
1911 erhielt Familie Pollak ihre Heimatzuständigkeit nach Urfahr. 1915 zog sie in die größere Wohnung an der Rudolfstraße 4 (später in Karl Marxstraße umbenannt und auf Hausnummer 6 geändert). Dorthin übersiedelte auch die Trafik. Berta Pollak dürfte im Familienbetrieb mitgewirkt haben, 1928 verlor sie ihren Mann. Die Witwe legte offiziell das Gewerbe 1936 zurück. Sie wohnte mit ihrer ledig gebliebenen Tochter Olga weiterhin an der Karl Marxstraße 6. Olga Pollak übernahm schließlich die Tabaktrafik und führte sie bis 1938.
Nach März 1938 trafen Berta Pollak die gegen Jüdinnen und Juden gerichteten Maßnahmen. Mitte Juli 1938 musste sie ihr verpflichtendes Vermögensverzeichnis abgeben. Ihre Vermögenswerte bestanden vor allem aus Nationalbankaktien und ihrer Witwenpension. Mutter und Tochter dürften sowohl im November 1938 als auch im Jänner 1939 versucht haben, ihre Möbel zu verkaufen: ein altdeutsches Speisezimmer, einen Biedermeier-Bücherkasten, ein Schlafzimmer in Nussholz politiert, Küchentische und -sessel sowie andere Einrichtungsgegenstände. Ende April 1939 musste Berta Pollak mit ihrer Tochter Linz verlassen, sie zogen vorerst in den 9. Wiener Gemeindebezirk. Später im 13. Bezirk lebend, deportierte man beide Ende November 1941 nach Kowno (Kaunas in Litauen). Für Berta Pollak wird der 29. November 1941 als Sterbedatum angegeben. Ebenso wurden ihre Tochter Olga Pollak und ihre in der Tschechoslowakei verwitwet lebende Tochter, Emma Hoffmann, Opfer der Shoah. Hoffmann deportierte man von ihrem letzten Wohnort in Prag nach Theresienstadt und anschließend nach Treblinka, das sie nicht überlebte.
(Autorin: Verena Wagner)