Eduard Spitz
Eduard Spitz kam 1906 in Urfahr als Sohn des Weinhändlers Heinrich Spitz und der Friederike, geborene Reis, zur Welt. Seine väterlichen Vorfahren erzeugten und handelten vor allem mit Branntwein und Schnaps in Linz, mütterlicherseits widmete man sich in Steyr dem Wein- und Spirituosenhandel. Eduard Spitzʼ Vater, Heinrich Spitz, entschied sich für den Weinhandel und erwarb die Urfahrer Firma „Andreas Ferihumer“. Während des Ersten Weltkriegs zog die Familie Spitz in das Stammhaus der Familie Ferihumer an die Hauptstraße 16.
Eduard Spitz war ein kränkliches Kind und wuchs mit seinem um zwei Jahre älteren Bruder Alexander auf. Er besuchte in Urfahr die Volks- und Bürgerschule, anschließend absolvierte er ein Jahr die Handelsschule in Linz. 1928 stieg er mit seinem Bruder als Gesellschafter in die gemeinsam mit dem Vater geführte Weingroßhandlung ein. Auch nach dem Tod des Vaters, 1933, zeichneten sich die beiden Brüder durch eine äußerst soziale und uneigennützige Führung ihres Betriebs aus.
Eduard Spitz hatte in der Linzer jüdischen sowie nichtjüdischen Bevölkerung einen großen Freundes- und Bekanntenkreis. Er dürfte bereits in den frühen Zwanzigerjahren eine Fotokamera besessen haben. Viele der Aufnahmen verschenkte er anschließend den auf den Fotos Abgebildeten. Darüber hinaus war er ein großer Anhänger des Fußballsports. Er fuhr deshalb oft nach Wien zu Spielen der Hakoah auf der Hohen Warte.
Im März 1938 stand Eduard Spitz vor dem Zusammenbruch. Die brutale Entrechtung durch das nationalsozialistische Regime, die schnell um sich griff, versetzte viele Jüdinnen und Juden in eine Situation der Ausweglosigkeit und Panik. Angesichts drohender Verhaftung und Beschlagnahme des Besitzes beging Eduard Spitz am 19. März 1938 gemeinsam mit seiner Mutter und seinem Bruder Selbstmord. Diese Tat sowie das Auffinden und Bergen der Toten löste innerhalb seines jüdischen Freundeskreises lebenslange Traumata aus. Nach dem Tod von Eduard Spitz und seinen Angehörigen setzte unter Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten in Linz ein Kampf um den herrenlos gewordenen Besitz der Familie ein.
(Autorin: Verena Wagner)