Friederike Spitz
Friederike Spitz kam 1881 als Friederike Reis und Tochter des Gottfried Reis und der Rosa, geborene Pollatschek, in Steyr zur Welt. Sie hatte zwei ältere und drei jüngere Schwestern und wuchs in Steyr, wo ihr Vater als Wein- und Spirituosenhändler tätig war, auf.
Kurz nach der Jahrhundertwende heiratete Friederike Spitz ihren Schwager Heinrich Spitz, einen der Söhne des Linzer Branntweinhändlers und ‑erzeugers Salomon Spitz. Heinrich Spitz wandte sich dem Weinhandel zu, die Familie wohnte in Urfahr. 1904 brachte Friederike Spitz ihren älteren Sohn, Alexander, zur Welt. 1906 folgte das zweite Kind, Eduard.
1913 kaufte Heinrich Spitz die Weinfirma „Andreas Ferihumer“ und führte sie erfolgreich weiter. Die Familie übersiedelte während des Ersten Weltkriegs in dessen Stammhaus, das an der Ecke Hauptstraße 16 / Friedhofstraße 3 (heute Friedrichstraße) gelegen war, und bezog eine Wohnung im ersten Stock. 1927 erwarb sie schließlich das Gebäude. 1933 verlor Friederike Spitz ihren Mann, sie führte mit ihren beiden Söhnen den Weinhandel in Form einer offenen Handelsgesellschaft weiter.
Mit dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland im März 1938 waren viele Mitglieder der Kultusgemeinde dem brutalen Vorgehen der Nationalsozialisten gegenüber Jüdinnen und Juden nicht mehr gewachsen. Ab dem 15. März wurde in verschiedenen Zeitungen die Linzer jüdische Bevölkerung aufs Äußerste verunglimpft. Bereits Verhaftete führte man namentlich an, mit weiteren Gefangennahmen drohte man. Friederike Spitz und ihre beiden Söhne verkrafteten diese plötzliche Entrechtung und Entwürdigung nicht mehr. Sie begingen am 19. März 1938 in ihrer Wohnung Selbstmord. Danach begann unter Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten ein grausamer Wettbewerb um den Besitz der Familie Friederike Spitz. Drei Schwestern von Friederike Spitz – Hedwig Mayer, Luise Kohn und Helene Reis – hatten zuerst den gewaltsamen Tod ihrer nahen Familienmitglieder zu verkraften. Danach mussten sie mehrere Jahre ihr Leben in trostlosen Sammelwohnungen in Wien fristen. Angesichts ihrer bevorstehenden Deportation schieden auch sie 1942 aus dem Leben.
(Autorin: Verena Wagner)