Leo Albrecht

Leo David Albrecht kam 1871 als Sohn des Feibl Albrecht und der Rosa, geborene Engler, in Sadagora, Bezirk Czernowitz (Sadhora, Westukraine), zur Welt. Sein Vater ist beruflich als Geschäftsvermittler in Sadagora ausgewiesen. Leo Albrecht besuchte zwischen 1889 und 1892 in Linz die Handelsakademie und trat danach in den Postdienst. Anfangs in Steyr tätig, legte er anschließend in Linz eine steile Karriere vom Postamtspraktikanten bis zum Postdirektor zurück. 1895 heiratete er in Wien die 1869 in Linz geborene Bertha Kauder. Dem Ehepaar wurden fünf Kinder geboren.

Leo Albrecht engagierte sich in verschiedenen Linzer Vereinen und war sozialdemokratisches Parteimitglied. Er fungierte zeitweise als Obmann des Postbeamten-Vereins und ist als Mitglied des Fürsorgevereins „Societas“ sowie zeitweiliger Vizepräsident des Vereins der Staatsbeamten von Oberösterreich zu finden. Von November 1922 bis Juli 1923 war er Linzer Gemeinderat. Mitte der Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts ging er in den Ruhestand. Danach leitete er einige Jahre das Volkskino in Kleinmünchen.

Innerhalb der Kultusgemeinde fungierte Leo Albrecht besonders lange als Mitglied des Vorstandes. Erstmals nach Wahlen 1906 als Ersatzmitglied, dürfte er bald in den Vorstand nachgerückt sein. Er zählte – anders als zwei seiner Söhne, die Zionisten waren – zum konservativen, assimilierten Flügel der jüdischen Bevölkerung in Linz. Mit der wachsenden Zahl an Zionistinnen und Zionisten hatte er Probleme und trug kontroverse Anschauungen mit diesen öffentlich aus. Leo Albrecht sah sich im Vorstand als Verteidiger des konservativen Programms und Sprachrohr der Assimilierten. In wenigen Fällen konnte er sich für zionistische Anliegen erwärmen. Sein Einsatz im Kultusgemeindevorstand galt vor allem den Finanzen und den Angestellten. 1934, in einer Phase großer Umbrüche innerhalb der Kultusgemeindepolitik, trat er von seiner Funktion als Vorstandsmitglied zurück. Sein Engagement war in vielerlei Hinsicht groß gewesen, als streitbare Persönlichkeit erhielt er dafür verhältnismäßig geringen Dank.

Vier Jahre später, ab dem 12. März 1938, setzten die Verfolgungen gegen Jüdinnen und Juden in Österreich ein. Die Familie hatte seit 1912 an der Jahnstraße 10 in Urfahr gewohnt. Von dort meldete sich Leo Albrecht mit seiner Frau im Dezember 1938 nach Wien ab. Als ihre letzte Adresse wird die Große Pfarrgasse 23 im 2. Wiener Gemeindebezirk genannt. Am 23. Juli 1942 wurden sie von dort nach Theresienstadt deportiert. Seine Frau starb wenige Tage nach der Ankunft, während Leo Albrecht am 11. Februar 1943 in diesem Lager zugrunde ging.

(Autorin: Verena Wagner)

Zur Stele in der Denkmaldatenbank

Übersicht der Biographien