Margarete Walmisberg

Margarete Walmisberg kam 1892 als Margarete (Margarethe) Gans und Tochter des Josef und der Marie Gans, geborene Fischer, in Linz zur Welt. Ihre Mutter wuchs in Bilin (Bílina, ČR) bei Teplitz (Teplice, ČR) auf und ihr Vater stammte aus Linz. Nachdem ihre Eltern 1891 in Prag geheiratet hatten, lebten sie Linz. Marie Gans widmete sich dem Israelitischen Frauenverein, während Josef Gans, ein höherer Beamter bei der Post, in seiner Freizeit dem Theater frönte. Margarete Walmisberg hatte keine Geschwister. Um die Jahrhundertwende nahm die Familie die verwitwete Großmutter Franziska Gans bei sich auf.

Margarete Walmisberg besuchte die Übungsvolksschule der Lehrerinnenbildungsanstalt. Danach wechselte sie, wie ihre um vier Jahre ältere Cousine Mathilde Gans, an das Mädchenlyzeum und maturierte dort 1910 mit dem Ziel Bankbeamtin zu werden. Sie arbeitete bei der Anglo‑Österreichischen Bank und war Ausschussmitglied der Ortsgruppe Linz des Vereins der Bank‑ und Sparkassenbeamtinnen und ‑beamten Österreichs. Schon einige Jahre zuvor war Familie Gans in eine Parterrewohnung an der Sonnensteinstraße 7 in Urfahr gezogen. 1923 trat Margarete Walmisberg aus dem Judentum aus und ließ sich von Pfarrer August Koch evangelisch taufen. Als Patin fungierte die Magister-Gattin Clothilde Buchberger, die an der Schubertstraße 29/I wohnte. Margarete Walmisberg bekam den Taufnamen Clothilde beigelegt. 1924 heiratete sie den Schriftsteller Norbert Walmisberg, allerdings ließ sie sich 1929 von ihm wieder scheiden. Von ihrem Vater dürfte sie das schauspielerische Talent geerbt haben. Sie zeigte ihr Können innerhalb der Kultusgemeinde, wo sich gerne begabte Darstellerinnen und Darsteller zusammenfanden, um Theaterstücke einzustudieren. Im Jänner 1929 brachte man das Lustspiel „Epsteins Witwe“ von Goltz auf die Bühne. Margarete Walmisberg erhielt hervorragende Kritiken – unter anderem im Tagblatt: „[Frau Epstein] wurde unübertrefflich durch Frau Grete Walmisberg, der Tochter unseres Mitarbeiters Gans, […] verkörpert. Frau Walmisberg verstand es, die Zuhörer durch ihr vorzügliches Spiel in ununterbrochenes Lachen zu versetzen. Man merkte wirklich nicht, dass sie Dilettantin sei.“ 1936 starb ihr Vater Josef Gans. Sie wohnte auch nach ihrer Verehelichung phasenweise bei den Eltern an der Sonnensteinstraße 7 und zuletzt bis Herbst 1938 dort bei ihrer Mutter. Ihre weiteren beruflichen Angaben belaufen sich auf Angestellte und Kanzleikraft. Allerdings dürfte sie in den Dreißigerjahren in finanzielle Schwierigkeiten geraten sein, 1936 ist vermerkt, dass sie als Hilfskraft beim Galvaniseur Spindler arbeite.

Nach dem März 1938 war die Protestantin Margarete Walmisberg gleich allen Jüdinnen und Juden den Verfolgungen der Nationalsozialisten ausgesetzt. Sie und ihre Mutter Marie Gans mussten in das Haus Altstadt 3 übersiedeln, in dem man – nach der Vertreibung der jüdischen Besitzer Töpfer – sogenannte Sammelwohnungen eingerichtet hatte. Von dort im Frühling 1939 mit ihrer betagten Mutter nach Wien vertrieben, wohnten die beiden Frauen nun an der Praterstraße 11 im 2. Wiener Gemeindebezirk. Am 9. Juni 1942 wurde Margarete Walmisberg – die ihre Mutter allein in Wien zurücklassen musste – nach Maly Trostinec (Minsk) deportiert. Als Sterbedatum gilt der 15. Juni 1942. Wenig später starb auch ihre inzwischen nach Theresienstadt verschleppte Mutter.

(Autorin: Verena Wagner)

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