Bertha Albrecht
Bertha Albrecht kam 1869 als Bertha Kauder und Tochter des David Kauder, Vorbeter, Beschneider, Schächter, „Schammes“ (Synagogendiener) und Religionslehrer der Israelitischen Kultusgemeinde, in Linz zur Welt. Ihre Mutter, Rosalie Kauder, war die Tochter des Marcus Sonnenschein, ein kämpferischer Pionier um die Rechte einer dauerhaften Ansiedlung von Jüdinnen und Juden in Linz. Bertha Albrecht wuchs mit acht Geschwistern in Linz auf. Sie verlor früh ihren Vater, ihre Mutter hatte noch minderjährige Kinder großzuziehen und war auf finanzielle Unterstützung der Kultusgemeinde angewiesen.
1895 heiratete Bertha Albrecht in Wien den aus Sadagora (Sadhora, Westukraine) stammenden Postbeamten Leo Albrecht. Sie gebar fünf Kinder. Der älteste, Richard, kam 1896 in Steyr zur Welt, danach wurden in Linz 1897 Walter, 1900 Max, 1904 Herbert und 1912 Helene geboren. Bertha Albrecht war berufstätig. 1916 meldete sie an ihrer Wohnadresse Jahnstraße 10 einen Warenhandel an. Sie ist in den Zwanzigerjahren mit kleinen Annoncen in Zeitungen zu finden. In ihrer „Fabriks-Resten-Niederlage“ bot sie Herren- und Damenkonfektion sowie Stoffe zu günstigen Preisen an. Im Tagblatt 1923 scheint sie mit einer etwas größeren Werbung auf. Festbesoldeten versprach sie Zahlungserleichterungen. Der politischen Zugehörigkeit ihres Mannes entsprechend, er war Mitglied der sozialdemokratischen Partei, ermöglichte sie damit weniger zahlungskräftigen Arbeiterinnen und Arbeitern Einkäufe durch Ratenzahlungen.
Bertha Albrecht verlor zwei ihrer Kinder früh. Sohn Walter fiel im Ersten Weltkrieg an der italienischen Front und Tochter Helene starb im Juli 1938 an Tuberkulose. Zu dieser Zeit war die Familie – gleich allen Jüdinnen und Juden in Österreich – bereits den Verfolgungen der Nationalsozialisten ausgesetzt. Im Dezember 1938 nach Wien vertrieben, lebte Bertha Albrecht mit ihrem Mann an der Großen Pfarrgasse 23. Ende Juli 1942 wurden sie von dort nach Theresienstadt deportiert. Bertha Albrecht ging in diesem Lager bereits zwei Wochen später, angeblich an Darmentzündung, zugrunde.
(Autorin: Verena Wagner)