Stella Kurrein
Stella Kurrein wurde 1894 als Stella Lewin in Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg) geboren und kam aus einer angesehenen Rabbinerfamilie. Ihre Mutter war Jenny, geborene Samelson, und ihr Vater der aus Posen (Poznań, Polen) stammende Rabbiner Dr. Adolf Lewin. Lewin hatte am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau (Wrocław, Polen) studiert und fungierte danach als Rabbiner in Koschmin (Koźmin Wielkopolski, Polen), in Koblenz und schließlich ab 1885 als Bezirks- und Stadtrabbiner in Freiburg i. B., wo er auch wissenschaftlich tätig war.
Stella Kurrein wuchs in Freiburg auf und verlor ihren Vater bereits als Sechzehnjährige. Im April 1916 gab Stella Lewin ihre Verlobung mit dem in Linz geborenen Rabbiner Dr. Viktor Kurrein bekannt. Ende Mai 1916 fand die Hochzeit statt. Zu dieser Zeit war ihr Bräutigam Rabbiner in Salzburg. 1918 wechselte das Ehepaar Kurrein nach Deutschland, da der Rabbiner für fünf Jahre eine Stelle in Karlsruhe (Baden-Württemberg) antrat. Dort gebar Stella Kurrein ihre beiden Söhne: 1918 Felix Peter und 1920 Adolf.
Im Oktober 1923 erhielt Dr. Viktor Kurrein eine definitive Anstellung als Rabbiner in Linz. Dies bedingte einen Wechsel der Familie nach Österreich. Die ersten vier Jahre wohnte sie im Haus der Kultusgemeinde, Schubertstraße 29, danach konnte sie in die Rabbinerwohnung an der Bethlehemstraße 26 übersiedeln. Familie Kurrein freundete sich mit dem Linzer Ehepaar Egon und Anna Basch an. Man verbrachte gemeinsam Sederabende, Geburtstagsfeiern und Urlaube. Egon Basch beschrieb Stella Kurrein als temperamentvolle und gebildete Frau. Beruflich findet man sie 1936 als im Haushalt tätig.
Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich im März 1938 soll, laut Stella Kurrein, die ganze Familie plötzlich im Juni des Landes verwiesen worden sein. Binnen 48 Stunden hätten sie Österreich verlassen müssen. Doch durch verwandtschaftliche Beziehungen nach England hatte man – wie kaum andere Linzer Jüdinnen und Juden – bereits ein sicheres Exilland in Aussicht. Stella Kurrein und ihre Familie flohen nach Ramsgate, einem Badeort an der Ostküste Englands. Die Jahre ab 1948 – bereits in Biggleswade, Bedfordshire wohnend – waren unter anderem von der Suche nach ausständigen Renten und Restitutionszahlungen geprägt. In Sachen einer Sozialversicherungspension hatte sich Bürgermeister Dr. Ernst Koref für Stella Kurrein einsetzen können. Danach versuchte die Witwe auch die seit 1938 ausständigen zwei Monatsgehälter und Abfertigung ihres Mannes seitens der Kultusgemeinde ausbezahlt zu bekommen. 1960 zog Stella Kurrein zu ihrem jüngeren Sohn nach Letchworth, Hertfordshire. Sie starb 1974 in England.
(Autorin: Verena Wagner)