Dr. Viktor Kurrein
Dr. Viktor Kurrein kam 1881 als Sohn des Rabbiners Dr. Adolf Kurrein und dessen Ehefrau Jessie, geborene Loewe, in Linz zur Welt. Jessie Kurrein war die Tochter des Dr. Louis Loewe, Rektor des Judith Montefiore’s Theological College in Ramsgate sowie Sekretär und Begleiter von Moses Montefiore auf dessen Reisen in den Orient. Da Adolf Kurrein zu dieser Zeit in Linz als Rabbiner wirkte, wurde Sohn Viktor an der Bethlehemstraße 26 geboren. Ebenso kamen dort seine zwei älteren Brüder Max und Isidor sowie sein jüngerer Bruder Herbert Montefiore zur Welt. 1882 verließ Dr. Adolf Kurrein Linz und wechselte nach Bielitz (Bielsko Biala, Südwestpolen). Dort wurde 1885 die jüngste Schwester, Elisabeth, geboren.
Viktor Kurrein wuchs somit in Bielitz und danach in Teplitz-Schönau (Teplice, ČR), wohin sein Vater 1888 wechselte, auf und maturierte 1899 am Teplitzer Obergymnasium. Daran anschließend studierte er an der Universität Wien und promovierte im Juni 1904 an der Philosophischen Fakultät. Zugleich war er von 1899 bis 1906 Hörer an der Wiener Israelitischen Theologischen Lehranstalt. Kurrein trat seine erste Stelle in Wiener Neustadt an, wirkte danach von 1908 bis 1913 in Meran und anschließend ein Jahr als Rabbiner-Stellvertreter und Religionslehrer in Teplitz, bis er schließlich im Herbst 1914 eine Stelle in Salzburg übernahm und dort bis 1918 blieb.
1916 heiratete Dr. Viktor Kurrein Stella Lewin aus Freiburg i. B. Sie entstammte einer angesehenen Rabbinerfamilie. 1918 wechselte Dr. Viktor Kurrein nach Deutschland und war fünf Jahre als Rabbiner in Karlsruhe tätig. Hier kamen auch die beiden Kinder des Ehepaares, Felix Peter und Adolf, zur Welt. Schließlich kehrte Kurrein in seine Geburtsstadt Linz zurück und erhielt im Oktober 1923 eine definitive Anstellung als Rabbiner.
Er bewies sich hier in Linz – wie schon zuvor – als vorzüglicher Kanzelredner und führte die Mädchenkonfirmation ein. Gleich seinem Vater sowie Schwiegervater trat er in Linz als Wissenschaftler hervor, beschäftigte sich mit lokalen historisch-jüdischen Themen und arbeitete mit Stadtarchivar August Zöhrer sowie dem Leiter der Studienbibliothek Konrad Schiffmann eng zusammen. Kurrein veröffentlichte darüber hinaus zahlreiche Beiträge in der Monatsschrift „Menorah“ und regelmäßig Artikel zu religiösen Themen in der Wochenzeitschrift „Die Wahrheit“.
Anders als sein Vater war Dr. Viktor Kurrein dem Zionismus weniger zugeneigt. Daher kam es ab 1934, als die Zionisten im Linzer Kultusgemeindevorstand überwogen und der große Zionist Dr. Gustav Morgenstern zum Präsidenten gewählt worden war, vorübergehend zu Unstimmigkeiten. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1938 verließ Dr. Viktor Kurrein überraschend schnell Linz. Durch verwandtschaftliche Beziehungen konnte er sich mit seiner Familie nach England, nach Ramsgate in das Montefiore College, retten. Später lebte er mit seiner Frau in Biggleswade, Bedfordshire. Dr. Viktor Kurrein starb am 3. Mai 1954 in einem Londoner Spital und liegt auf dem jüdischen Friedhof London Borough of Barnet begraben.
(Autorin: Verena Wagner)