Franziska Schiff
Franziska Schiff kam 1870 als Fany Pollak und Tochter des Hausierers Josef Pollak und der Anna, geborene Winter, in Radenin (Radenín, ČR) zur Welt. Sie hatte noch fünf ältere Geschwister und eine jüngere Schwester. 1896 heiratete sie in Linz den in Altenmarkt in Niederösterreich geborenen Kaufmann Simon Schiff. Dieser übernahm 1900 das von seiner Tante Rosalia Koditschek 1875 gegründete Pfaidlergewerbe, das er ein Jahr später an die Spittelwiese verlegte, wo es bis 1938 seinen Standort behalten sollte.
Franziska und Simon Schiff konnten in sozialer Weise weniger bemittelten Kundinnen und Kunden Schnitt-, Weiß- und Wirkwaren, Herren- und Damenkleider, Schuhe sowie Stoffe aller Art, Wäsche und Schneiderzubehör anbieten. Das Geschäft suchten gerne Arbeiterinnen der Franckfabrik auf. Es war auf Ratenzahlungen aufgebaut, wobei vielfach nur ganz geringfügige Beträge, wie monatlich ein Schilling, entrichtet wurden, um auch an der Armutsgrenze Lebenden einen Einkauf zu ermöglichen. Nach dem Tod Simon Schiffs 1922 eröffnete die Witwe wenig später wieder das Geschäft an derselben Adresse. Ab 1928 erhielt sie Unterstützung durch Zuzug ihrer Nichte Rosa Pollak aus Wien, die Schneiderin war.
Mit März 1938 war Franziska Schiff den Maßnahmen gegen Jüdinnen und Juden durch das NS-Regime ausgesetzt. Ein kommissarischer Aufseher übernahm das Geschäft, es sollte liquidiert werden. Ende November 1938 versuchte sie notgedrungen ihr Speise- und Schlafzimmer, Geschirr und Haushaltsgegenstände zu verkaufen. Schließlich musste sie drei Tage vor Silvester die Wohnung räumen und kam vorübergehend in Urfahr unter. Am 12. Jänner 1939 meldete sich Franziska Schiff von Linz ab. Sie bezog ein Quartier im 20. Wiener Gemeindebezirk. Am 20. Juni 1942 wurde Franziska Schiff nach Theresienstadt deportiert, wo sie zwei Wochen später starb. Ihre Nichte Rosa und deren Vater, ihr Bruder Friedrich Pollak und dessen Frau sind ebenso als Opfer der Shoah zu beklagen.
(Autorin: Verena Wagner)