Emilie Bloch

Emilie Bloch kam 1875 als Emilie Kafka und Tochter des Sigmund und der Hermine Kafka, geborene Dubsky, in Linz zur Welt. Sie hatte zwei ältere noch in Horazdowitz (Horaždʼovice, ČR) geborene Geschwister, Rudolf und Bertha. Ihr Vater Sigmund Kafka war Fabrikant in Horazdowitz und zog 1874 mit seiner Familie nach Linz, um dort in den Betrieb seines Bruders Ludwig Kafka, einer Likör‑, Essig‑ und Spirituosenerzeugung, einzusteigen. Hier wurde außer Emilie noch Sohn Egon geboren. Emilie Bloch wuchs in Linz auf. Sie erhielt eine sorgfältige musische Bildung und erlernte das Klavierspiel. 1902 heiratete sie den aus Böhmen stammenden Arzt Dr. Eduard Bloch, der an der Landstraße 12 seine Praxis führte. Das junge Paar bezog in diesem Haus auch seine Wohnung. 1903 gebar Emilie Bloch ihr einziges Kind, Tochter Gertrude.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs starb ihre Schwester Bertha Ungar unvermutet und hinterließ drei minderjährige Kinder. Die beiden Jüngeren nahmen Emilie und Eduard Bloch auf, die sie gemeinsam mit ihrer Tochter groß zogen. Familientreffen spielten bei Kafkas und Blochs eine große Rolle, nachmittägliche Kaffeejausen bei Hermine Kafka oder Gespräche abends bei Blochs. Emilie Bloch war eine sensible und aufmerksame Mutter sowie Ziehmutter. So schrieb sie ihrem Neffen regelmäßig Karten und Briefe an die Front. Während des Ersten Weltkriegs verwaltete Dr. Bloch das Reservespital 2, Emilie Bloch übernahm dort ebenso eine leitende Funktion im Pflegebereich. Es war ihr wichtig, die verwundeten Soldaten mit schönen Weihnachtsfeiern zu erfreuen. In unzähligen Stunden bereitete sie Geschenke vor und organisierte Tombolas, bei der niemand leer ausgehen sollte. Da sowohl ihre Tochter als auch ihre Neffen und Nichte begeisterte Mitglieder des zionistischen Jugendbundes „Blau-Weiß“ waren, ließ sich Emilie Bloch in den Vorstand des Elternverbandes dieses Vereins wählen. Darüber hinaus ergab die Mitgliedschaft ihres Mannes im Humanitätsverein „Bnai Brith“ Freundschaften mit Ehepaaren wie Rabbiner Kurrein, Bruder, Weinstein, Basch, Schneeweiß und Lenk.

Nach der Machtübernahme Österreichs durch die Nationalsozialisten kam dem Ehepaar Bloch eine gesonderte Stellung zu. Als ehemaliger Hausarzt der Familie Hitler waren Dr. Bloch und seine Frau von den brutalen Verfolgungen gegen Jüdinnen und Juden weitgehend ausgenommen. Nachdem schließlich aber ihre Tochter mit Familie aus Linz hatte fliehen müssen und sie aufgrund der Vertreibung aller Jüdinnen und Juden vereinsamten, entschlossen sich Emilie und Dr. Eduard Bloch ebenso zu einer Flucht. An einem Novemberabend 1940 verließen sie Linz, erreichten im Jänner 1941 die USA und trafen dort wieder mit ihrer Tochter Gertrude Kren zusammen. In New York lebend wurde Emilie Bloch 1945 Witwe. Sie zog danach zu ihren Kindern und Enkelkindern nach Trenton, dort besorgte sie ihrer berufstätigen Tochter und ihrem Schwiegersohn den Haushalt. Emilie Bloch starb 1961 und liegt auf dem Friedhof Beth David in Elmont neben ihrem Mann begraben.

(Autorin: Verena Wagner)

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