Dr. Eduard Bloch
Dr. Eduard Bloch kam 1872 als Sohn des Handelsmannes Veit Bloch und der Franziska, geborene Stein, in Frauenberg (Podhrad, ab 1912 Hluboká nad Vltavou, ČR) zur Welt. Er hatte drei ältere Schwestern und einen älteren Bruder. In Frauenberg aufwachsend besuchte er dort die tschechische Volksschule. Ein Privatlehrer unterrichtete ihn in Religion und Deutsch. Mit zehn Jahren wechselte Bloch in das Gymnasium nach Budweis. Sein Vater starb früh. Eduard Bloch studierte anschließend in Prag Medizin. 1898 zog er nach Linz, um im Garnisonsspital seinen Militärspitalsdienst zu absolvieren. Er eröffnete dazu eine private Praxis und beschloss – entgegen seinem früheren Vorhaben – in Linz zu bleiben. Bald konnte er an die Landstraße 12 übersiedeln, wo er im ersten Stock eine Wohnung bezog und seine Arztpraxis einrichtete. Im Zuge seiner Arbeit – er betreute den kranken Sohn von Bertha Ungar – lernte er deren Schwester Emilie Kafka kennen. Die beiden heirateten 1902, ein Jahr später kam Tochter Gertrude zur Welt.
Auch als Armenarzt tätig, betreute er in den Jahren 1907 und 1908 die an Brustkrebs erkrankte Mutter Adolf Hitlers. Dies brachte Dr. Eduard Bloch später, während der NS‑Zeit, eine besondere Rolle ein. Während des Ersten Weltkriegs ernannte man ihn zum Leiter des Reservespitals, zugleich kümmerte er sich um die aus dem Osten nach Oberösterreich geflohenen jüdischen Familien. Ab 1916 hatte die Kultusgemeinde keinen Beschneider mehr, Dr. Bloch leistete von da an den Großteil dieser Arbeit. Trotz seines anstrengenden Berufs widmete der mittlerweile zum Obermedizinalrat aufgestiegene Dr. Eduard Bloch als frommer Jude viel Zeit für Aufgaben innerhalb der Kultusgemeinde. Er war Vorstandsmitglied und ist 1919 unter den fünf mit der höchsten Stimmenanzahl gewählten Kandidaten zu finden. Die Förderung der Jugend in schulischen Belangen und zionistischen Bestrebungen war ihm wichtig, auch wenn er sich zur Partei der Assimilierten zählte. Er blieb im Vorstand bis zu dessen gewaltsamer Auflösung im März 1938. Dr. Eduard Bloch war außerdem Gründungsmitglied der Linzer Loge des B’nai B’rith.
Nach der Machtübernahme Österreichs durch die Nationalsozialisten kam Dr. Bloch eine gesonderte Stellung zu. Er war aufgrund eines Befehls Hitlers von den brutalen Verfolgungen gegen Jüdinnen und Juden ausgenommen. Der Arzt wurde in der Folge einer der wichtigsten Mitarbeiter Max Hirschfelds, der von der Gestapo zum kommissarischen Leiter der Kultusgemeinde ernannt worden war. Unter anderem galt Bloch als Ansprechperson für aus dem Judentum ausgetretene Linzerinnen und Linzer, die jetzt gleichermaßen den nationalsozialistischen Maßnahmen ausgesetzt waren. Eduard Bloch durfte in seiner Wohnung bleiben und beherbergte viele seiner obdachlos gewordenen Glaubensgenossinnen und ‑genossen. Die Familie seiner Tochter stand nicht unter diesem Schutz und musste Linz bald verlassen. Schließlich entschloss sich auch der Arzt für eine Flucht. An einem Novemberabend 1940 verließ das Ehepaar Bloch Linz, es erreichte 1941 die USA und traf dort wieder mit seiner Tochter zusammen. Dr. Eduard Bloch erhielt keine Erlaubnis mehr, seinen Beruf auszuüben. Er starb 1945 in New York.
(Autorin: Verena Wagner)