Grete Taussig

Grete Gans kam 1919 als Grete Rahel Taussig und Tochter des Viktor Taussig sowie dessen Ehefrau Ella, geborene Pick, in Urfahr zur Welt. Ihr Vater war Inhaber der Firma M. & B. Taussig, Spirituosenerzeugung, Teehandel etc. Ihre Mutter Ella Taussig stammte aus Teplitz (Teplice, ČR). Grete Gans hatte einen älteren Bruder, den 1917 in Teplitz geborenen Hans. Die Familie lebte in Urfahr, wo Grete Gans die Volksschule besuchte. Danach wechselte sie im Herbst 1929 an die Städtischen Mädchenmittelschulen. Zu dieser Zeit wohnte die Familie an der Hauptstraße 63. Ab Herbst 1933 setzte sie ihre schulische Laufbahn an der Frauengewerbeschule in Linz fort und konnte 1936 ihre Ausbildung als Schneidermeisterin abschließen.

Grete Gans liebte Aktivitäten im Freien wie Wandern, Schwimmen, Radfahren, Schifahren und Eislaufen. Darüber hinaus betätige sie sich, so wie ihr Bruder, im zionistischen Jugendbund „Blau-Weiß“. Nicht lange vor dem März 1938 freundete sich Grete Gans mit Rudolf Gans an, sie kannten sich vom jüdischen Tennisklub.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten am 12. März 1938 in Österreich beschrieb sie als Schock. Ihr Vater zählte zu den ersten in Haft genommenen Juden. Gemeinsam mit Mutter und Bruder stand sie unter Hausarrest. Die ganze Familie suchte verzweifelt nach Fluchtperspektiven. Für Grete Gans eröffnete sich schließlich eine Möglichkeit nach England zu fliehen, um dort als Kindermädchen zu arbeiten. Der Abschied von Rudolf Gans und ihrer Familie, im Sommer 1938, sei ihr unbeschreiblich schwer gefallen. Sie arbeitete zwei Jahre bei einem jungen Paar mit einem kleinen Buben. Sie hatte zudem großes Glück, denn dieses Ehepaar half ihr, ihre Eltern nach England zu bringen. 1940 konnte Grete Gans in Cambridge eine kleine Damenkleiderwerkstätte eröffnen. Da ihr Vater Arbeit suchte, zog sie mit den Eltern schließlich nach London.

Sie hatte sehr lange keinen Kontakt zu Rudolf Gans, bis sie endlich ein erster Brief von dem inzwischen nach Shanghai Geflüchteten erreichte. Von dort konnte Rudolf Gans im November 1939 in die USA reisen. Grete Gans hingegen gelang erst 1945 eine Emigration in die USA. Sie kam am 6. August 1945 in New York an und die Hochzeit wurde am 12. August 1945 gefeiert. Grete und Rudolf Gans ließen sich in New York nieder und bekamen zwei Kinder, Irene und Bob. Sie war nicht nur eine liebevolle Mutter, sondern stieg ab 1960 auch wieder ins Berufsleben ein, in einem großen Kaufhaus vorerst als Änderungsschneiderin und danach bis 1985 als Kundenberaterin. Später zog sie mit ihrem Mann nach St. James, Long Island, nahe der Familie ihrer Tochter. 1991 wurde sie Witwe und 2010 übersiedelte sie in die Nähe ihres Sohnes nach San Diego, Kalifornien. Dort verstarb Grete Gans im Dezember 2021 mit 102 Jahren.

(Autorin: Verena Wagner)

Zur Stele in der Denkmaldatenbank

Übersicht der Biographien