Viktor Taussig

Viktor Taussig kam 1887 als Sohn des Bernhard und der Regina, geborene Pick, in Urfahr zur Welt. Sein Vater stammte aus Rakonitz (Rakovnik, ČR) und gründete gemeinsam mit seinem Onkel Moriz Taussig 1876 die Likörfabrik M. & B. Taussig in Urfahr. 1888 kauften sie das Haus an der Hauptstraße 63, in dessen Hofgebäude sie ihre Likörerzeugung und Branntweinbrennerei einrichteten.

Viktor Taussig hatte eine ältere Schwester, Hedwig, und einen jüngeren Bruder mit Namen Bruno. Er wuchs an der Hauptstraße 63 auf und besuchte nach der Volksschule die Oberrealschule bis 1905. Es folgten eine Lehre und eine Fachschule. Um 1912 soll er schon als Geschäftsführer des Betriebs fungiert haben. Er kämpfte im Ersten Weltkrieg und zog sich bereits 1914 Verletzungen zu, die ihn frontuntauglich machten.

1916 heiratete Viktor Taussig in Prag Ella Pick. Sie stammte aus Teplitz und war die Tochter des Viehhändlers Julius Pick und dessen Ehefrau Hedwig, geborene Adler. 1917 kam Sohn Hans in Teplitz zur Welt. Als im August 1919 Tochter Grete geboren wurde, lebte Familie Taussig bereits in Urfahr. 1927, nach dem Tod des Vaters, ging der Betrieb M. & B. Taussig zur Gänze auf Viktor Taussig über.

Er war äußerst engagiertes Mitglied der Linzer Kultusgemeinde. Viktor Taussig zählte zu den Gründern des Turn- und Sportvereins ITUS, besonders großes Engagement bewies er in dessen „Fechtsektion“. Taussig vertrat einen gemäßigten Zionismus, zugleich mit einem Hang zu konservativen Gruppierungen wie dem „Bund jüdischer Frontsoldaten“, zu dessen Landesführer er bald aufstieg. Eine herausragende Rolle spielte Viktor Taussig in Sachen Synagogenmusik. Er leitete über viele Jahre den Tempelchor und nahm Gesangsunterricht. Von 1926 bis 1938 war er fast durchgehend Mitglied des Kultusgemeindevorstandes und wirkte in den letzten Jahren dort als Vizepräsident.

Drei Tage nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich im März 1938 zählte Viktor Taussig zu den ersten, die in Haft genommen wurden. Weitere Gefangennahmen folgten. Sofort entzog man ihm sein Geschäft. Wie vielen anderen jüdischen Firmeninhabern warf man ihm Steuerhinterziehung vor, somit konnte man den Raubzügen an jüdischem Besitz den Anschein eines rechtlichen Rahmens geben. Viktor Taussig musste sein Haus und Geschäft verkaufen und fieberhaft nach einer Fluchtmöglichkeit suchen. Im Dezember 1938 erreichte er glücklich England, wohin sich bereits zuvor seine Tochter und später seine Ehefrau retten konnten. Viktor Taussig fand 1941 in London Arbeit im Laboratorium einer der größten Gin-Destillerien. 1949 emigrierte er mit seiner Frau nach New York. Dort war er bis zu seinem Tod 1957 in der Reingoldbrauerei beschäftigt.

(Autorin: Verena Wagner)

Zur Stele in der Denkmaldatenbank

Übersicht der Biographien