Felix Seligmann

Felix Friedrich Seligmann kam 1914 als Sohn des Karl und der Hedwig Seligmann, geborene Klein, in Braunau am Inn zur Welt. Er war das einzige Kind eines ursprünglich aus Böhmen kommenden und bei der Bahn in Oberösterreich tätigen Bauingenieurs. Seine Mutter war bereits in Linz, als Tochter eines aus Pisek (Písek, ČR) stammenden Schuhfabrikanten, aufgewachsen. Im Oktober 1918 erhielt die Familie Seligmann ihre Heimatzuständigkeit nach Linz. 1920 begann Felix Seligmann seine schulische Laufbahn an der Volksschule. Ab Herbst 1925 setzte er diese am Realgymnasium fort und maturierte dort 1934 mit Auszeichnung. In seiner Freizeit traf sich Felix Seligmann mit jüdischen Kindern seines Alters wie Karl Basch, Hans Harband, Hans Taussig, Erwin Popper oder Franz Josef Plaschkes. Er war Mitglied des zionistischen Jugendbundes „Blau-Weiß“ und wanderte mit dem Verein in der Umgebung von Linz. Die Sommer verbrachte man in Ferienlagern im Landheim Pulgarn und im Winter fuhr man gemeinsam Schi.

Einer der beliebtesten Sommerfrischeorte der Familie Seligmann war bis 1938 das im Mühlviertel an der Rodl gelegene Rottenegg. Der Badeplatz vor dem Gasthof Kastner bot Gelegenheit zum Schwimmen und Bootfahren. Felix Seligmann trug gerne eine Lederhose, die Kleidung der ländlichen Bevölkerung, und hatte dieselbe große Leidenschaft wie sein Vater, die Jagd. 1935 machte er seinen Jagdschein. Manche der erlegten Tiere, meist Vögel, wurden ausgestopft und in der Wohnung aufgehängt. Er jagte Hasen und Auerwild mit heimischen Jägern. Im Oktober 1934 begann er in Wien an der Technischen Hochschule zu studieren, allerdings stieg er im Sommersemester auf Jus um. In dieser Zeit dürfte, wie bei seinem Vater, sein Interesse am Zionismus-Revisionismus gewachsen sein. Die Ferien und Feiertage verbrachte Felix Seligmann immer in Linz bei seinen Eltern und Freunden. Gerne besuchte er während des Studiums auch seine Verwandten in Mödling, Karl und Grete Klein und deren Kinder. 1937 bereitete sich Felix Seligmann auf eine eventuelle Emigration nach Palästina vor und erlernte Gartenarbeit auf dem Schrebergartengrund der Kultusgemeinde.

Mit März 1938 wurde ihm bald klar, in Österreich nicht bleiben zu können. Im Oktober 1938 gelang ihm mit einem Studentenzertifikat die Flucht über Italien und Frankreich nach Palästina. Den ersten Winter verbrachte er als Orangenpflücker in Petach Tikwah, später arbeitete er als Hilfspolizist. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs musste er erfahren, dass seine Eltern und nahe Verwandte in der Shoah umgekommen waren. Der nun als Beamter in der Hafendirektion Haifa tätige Felix Seligmann bemühte sich um eine Restitution der Liegenschaft seiner Mutter in St. Peter und forderte darüber hinaus die Rückgabe des Besitzes seiner Eltern wie Haushaltsgegenstände, Möbel, Silberbesteck, Schmuck und Briefmarkensammlung, welche nach der Deportation aus der Wiener Sammelwohnung gestohlen worden waren. Schließlich erhielt er 1952 nur das Grundstück in St. Peter – das Haus war durch eine Bombe zerstört worden – zurückgestellt. Felix Seligmann heiratete 1947 die aus Wien stammende und nach Palästina geflohene Laborantin Rahel Süßer, beide lebten und arbeiteten in Haifa. Er verbrachte nach seiner Pensionierung jedes Jahr drei bis vier Monate in Österreich. Mehr als zwei Monate davon frönte er wieder seiner Leidenschaft, der Jagd im Mühlviertel. Felix Seligmann starb 1999 und liegt in Kirjat Bialik begraben.

(Autorin: Verena Wagner)

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