Hermann Rubinstein
Hermann Rubinstein kam 1910 in Urfahr als Sohn von Bernhard und Sabine (Chaje Sara) Rubinstein, geborene Stermer, zur Welt. Er hatte zwei jüngere Geschwister. Die 1912 in Wien geborene Cäcilie trug den Namen ihrer früh verstorbenen Großmutter, starb aber selbst bereits im Februar 1913. 1919 erhielt er in Friedrich noch einen jüngeren Bruder. Hermann Rubinstein wuchs in Wien und Linz auf. Er besuchte in Linz die Volksschule und war sportlich ambitioniert wie 1923 als Mitglied eines Linzer Schlagballvereins. 1920 setzte er seine Schulbildung an der Realschule fort und maturierte dort 1927. Anschließend studierte er in Wien zwei Semester an der Hochschule für Welthandel. Es folgte eine Volontärzeit in einem Leipziger Verlag. In Wien arbeitete er in einer Sortimentsbuchhandlung.
In den Dreißigerjahren erhielt sein Vater Bernhard Rubinstein einen Gewerbeschein für einen Versandbuchhandel ohne Geschäftslokal an der Humboldtstraße 31. Hermann Rubinstein stieg 1931 in den Betrieb seines Vaters ein und arbeitete in leitender Stellung als Prokurist. Bis 1938 hatte dieses Unternehmen bereits einen Kundenstock von 12.000 Abonnenten. Seine Freizeit verbrachte Hermann Rubinstein im zionistischen Jugendbund „Blau-Weiß“. Er fungierte als dessen Kassier und führte bei großen Treffwanderungen Gruppen in das Landheim Pulgarn. Er war auch Mitglied der „Zionistischen Ortsgruppe“ Linz und wurde 1930 in deren Keren Kajemeth Kommission berufen. Weiterhin lag Hermann Rubinstein viel am Sport. Um diese Zeit widmete er sich vor allem dem Tennisspiel und dessen Organisation als eigene Sektion innerhalb des Jüdischen Turn‑ und Sportvereins ITUS. Im Mai 1936 heiratete er in der Linzer Synagoge Edith Sand. Ab da wohnte das Ehepaar an der Schubertstraße 13. 1937 kam Tochter Erika Hanna zur Welt.
Nach dem März 1938 verlor Familie Rubinstein bald ihren Lebensunterhalt. Unter Druck verkaufte sie bereits Mitte April ihren Buchversandbetrieb. Da Hermann Rubinstein nun stellenlos war, erlernte er das Autofahren und sah in dem neuen Beruf „Chauffeur“ eine größere Chance im Fluchtland Geld zu verdienen. Er musste mit seiner Familie aus der Wohnung ausziehen und fand in der seines Bruders Friedrich an der Schillerstraße 23 Unterschlupf. Im Sommer nahm man ihn und seinen Vater in „Schutzhaft“. Im Dezember 1938 gelang Hermann und Edith Rubinstein mit Tochter Erika die Flucht über Italien nach Palästina per Schiff. Viele seiner Familienmitglieder konnten sich ebenso dorthin retten. In Israel wurden noch zwei Kinder geboren: Dina und Raphael, beide in Petach Tikwah. 1956 wohnte Hermann Rubinstein mit seiner Familie in Ramat Gan. Er betätigte sich beruflich als Schuster, anfangs mit seinem jüngeren Bruder Friedrich, der allerdings 1956 in die USA ging.
(Autorin: Verena Wagner)