Bianca Czerwenka

Bianca Czerwenka kam 1870 als Bianca Trager und Tochter des Maximilian Trager und der Fany (Fanni), geborene Israeli, in Arnau (Hostinné, ČR) zur Welt. Ihr Vater war Ingenieur der österreichischen Nordwestbahn. Bianca Czerwenka dürfte eine sorgfältige Bildung erhalten haben und erlernte das Klavierspiel. Spätestens als Jugendliche lebte sie in Prag. Sie hatte drei Brüder: Eugen Trager, ebenso Bahningenieur, Hugo Trager, der in Meran ein Zahnambulatorium führte, eine Tochter mit Namen Friederike hatte, die Franz Wenger ehelichte und in Wien lebte, sowie Dr. Iszo Trager, Advokat in Karlsbad. 1892 heiratete Bianca Czerwenka in Prag den Beamten der Böhmischen Unionbank Ludwig Alois Czerwenka. Dieser war 1863 in Cerekwitz (Cerekvice nad Loučnou, ČR) als Sohn des Gemischtwarenhändlers Moritz Červinka (sic) und der Rosalie, geborene Herrmann, zur Welt gekommen. Ludwig Czerwenka engagierte sich als Jude in deutschen, nationalen Vereinen, die um ihre Gleichberechtigung im tschechischen Umfeld kämpften.

Aufgrund einer beruflichen Veränderung zog das Ehepaar Czerwenka 1901 nach Olmütz (Olomouc, ČR). Bianca Czerwenka – gleich vielen bürgerlichen wohlhabenden Frauen – betätigte sich dort in Vereinen, wie im „Deutschen Schulverein“ und Frauen-Wohltätigkeits-Verein. 1906 erfolgte eine weitere Übersiedlung, Ludwig Czerwenka wurde zum Direktor der Linzer Filiale der Böhmischen Unionbank ernannt. Bianca Czerwenka konnte sich auch in Linz wieder der Bildung, der Kultur und dem Klavierspiel widmen, unter anderem als Gründungsmitglied der Frauen- und Mädchengruppe des Oberösterreichischen Volksbildungsvereins. Sie kümmerte sich Jahrzehnte lang um ihre Mutter Fany Trager, die 1925 in Linz starb. Ihr Mann betätigte sich in Linz in der Freimaurerloge, in der Schlaraffia und als Gründungsmitglied des Rotary-Clubs. Das Ehepaar wechselte oft seine Wohnadressen in Linz, ab 1936 scheint es an der Adresse Bürgerstraße 46 auf.

Zwei Tage nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich, am 14. März 1938, traten Bianca Czerwenka und ihr Mann aus dem Judentum aus und ließen sich wenig später katholisch taufen. Doch für die grausamen Verfolgungen des NS‑Regimes spielte das keine Rolle: Bereits am 15. März 1938 fand bei Czerwenka eine polizeiliche Hausdurchsuchung statt, dabei wurden dem Ehepaar vier Sparbücher abgenommen. Das nicht geringe Vermögen des Ehepaares bestand vor allem aus Wertpapieren. Im Sommer 1938 vertrieb man Bianca Czerwenka mit ihrem Mann aus Linz, sie verschenkte ihr Klavier einer Partei im Haus. Der Familie ihrer Nichte Friederike Wenger stellte sie eine hohe Summe zur Flucht nach Australien zur Verfügung. Von der Gestapo wurde das Ehepaar Czerwenka verpflichtet, 25.000 Reichsmark für den Auswanderungsfonds der Linzer Kultusgemeinde zu spenden. In Wien fühlten sich Czerwenkas nicht wohl, aufgrund der brutalen Verfolgungen verloren sie ihren Lebensmut. Krankheitsbedingt suchten sie Kurorte in der Umgebung Wiens auf. Während eines solchen Aufenthaltes starb Ludwig Czerwenka im Februar 1941 in Purkersdorf. Die Witwe Bianca Czerwenka musste nochmals ihre Wohnung wechseln. Von der Haasgasse 8 im 2. Wiener Gemeindebezirk wurde sie am 27. August 1942 nach Theresienstadt deportiert. Dort starb sie am 31. März 1943.

(Autorin: Verena Wagner)

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