Therese Glaser
Therese Glaser kam 1883 als Rösi (Rosi, Therese) Krauskopf und Tochter des Viehhändlers Leopold (Löbl) und der Elisabeth Krauskopf, geborene Bloch, in Klattau (Klatovy, ČR) zur Welt. Sie hatte vier Halbgeschwister aus der ersten Ehe ihres Vaters. Aus der zweiten Ehe stammten ihr älterer Bruder Julius und die jüngere Schwester Mathilde. Therese Glaser wuchs in Klattau auf. Aus einer Volkszählung 1880 geht hervor, dass Leopold Krauskopf mittlerweile als Ökonom tätig war und im selben Haushalt noch seine Mutter Marie Krauskopf wohnte.
Am 6. März 1910 heiratete Therese Glaser in der Synagoge Klattau den bereits seit 1903 in Linz wohnenden und aus Neosablitz (Nezabylice, ČR) stammenden Kaufmann sowie Teilhaber einer Lederwarenhandlung Hugo Glaser. 1911 gebar Therese Glaser das einzige Kind, Tochter Valerie. Das Ehepaar übersiedelte danach an die Wiener Reichsstraße 36, wo sich im Erdgeschoss Lederwarenerzeugung und ‑handlung befanden. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs zog man Hugo Glaser zum Militär ein. Therese Glaser musste ihren Mann im Lederwarengeschäft vertreten. Deshalb bat sie die in Böhmen lebende Tochter ihrer Halbschwester, die 16‑jährige Else Hartmann, nach Linz als Haushaltshilfe und Kindermädchen für die dreijährige Tochter Valerie zu kommen. 1919 war das Geschäft der Familie Glaser – wie viele andere in Linz auch – von den allgemeinen Plünderungen in einer wirtschaftlich prekären Situation betroffen. In weiterer Folge erfuhr der Betrieb aber einen stetigen Aufstieg, sodass Hugo und Therese Glaser 1931 das Haus Bürgerstraße 10 erwerben konnten. Im Erdgeschoss richtete man wieder die Lederwarenhandlung mit Erzeugung ein und im ersten Stock bezog Familie Glaser ihre Wohnung.
Die in den Dreißigerjahren im Haushalt tätige Therese Glaser engagierte sich auch innerhalb der Kultusgemeinde. Sie fungierte im Vorstand des Frauenvereins als Kassierin. Gerade in einer wieder zunehmend wirtschaftlichen Krisenzeit war das Sammeln von Geld‑ und Naturalspenden eine verantwortungsvolle Aufgabe, die Therese Glaser bis März 1938 zur Gänze übernahm. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland stand Therese Glaser gerade in dieser Funktion im Fokus der Nationalsozialisten. Sie musste miterleben, wie ihr Mann und ihr Schwiegersohn Viktor Gans in Haft genommen wurden. Eine Flucht zu organisieren war vordringlichstes Thema. Da sie Verwandte in den USA hatte, versuchte sie von dort Affidavits für die Familie zu erhalten. Nach dem erzwungenen Hausverkauf, dem Entziehen der Lederwarenhandlung und einer vorübergehenden Gefangennahme in der Novemberpogromnacht musste Therese Glaser Ende des Jahres 1938 nach Wien übersiedeln. Verhältnismäßig spät, im Februar 1940, erreichte sie mit ihrem Mann die USA. Auch ihre Tochter konnte sich dorthin retten. Sie ließen sich in New York nieder.
(Autorin: Verena Wagner)