Hugo Glaser
Hugo Glaser kam 1877 in Neosablitz (Nezabylice, ČR) als Sohn des Hausierers bzw. Handelsmannes Moritz Glaser und der Lotti, geborene Hahn, zur Welt. Eine 1875 geborene ältere Schwester starb unmittelbar nach der Geburt, 1880 folgte noch ein Mädchen mit Namen Kamilla. Hugo Glaser war, wie sein Vater, nach Wiltschi (Vlčí, ČR) zuständig und erhielt im Jahr 1917 seine Heimatzuständigkeit nach Linz. Er wuchs in Neosablitz auf. In den Linzer Meldebüchern findet er sich erstmals 1903 mit dem Beruf Kommis. Später wird er als Reisender und Kaufmann ausgewiesen. Nach eigenen Angaben soll Hugo Glaser bereits 1905 sein Lederwarengeschäft gegründet haben. 1909 meldete er mit zwei Compagnons die Firma „Fürnberg, Glaser & Comp“ an. Die Betriebsgegenstände waren: Taschen‑, Riemer‑ und Sattlergewerbe sowie Handel mit deren Erzeugnissen. Nach veränderten Aus- und Eintritten der Firmencompagnons führte der Kaufmann ab 1910 den Betrieb, den er bald an die Wiener Reichsstraße 36 verlegte, unter dem Namen „Glaser & Co“ bis 1938. 1913 gelang ihm eine Motorisierung der Werkstätte für Näh‑ und Stanzmaschinen.
1910 heiratete Hugo Glaser die 1883 in Klattau geborene Rösi (Rosi, Therese) Krauskopf. 1911 kam Tochter Valerie zur Welt. Im Ersten Weltkrieg war er eingerückt. 1931 erwarben Hugo und Therese Glaser das Haus Bürgerstraße 10. Dorthin verlegten sie nun ihr Ledergeschäft und bezogen im ersten Stock eine Wohnung. Innerhalb der Kultusgemeinde ist Hugo Glaser im Vorstand der Chewra Kadischa und ab 1926 im Kultusgemeindepräsidium zu finden. Er zählte dort zur Partei der Assimilierten und übernahm in den Dreißigerjahren ehrenvolle Ämter wie Tempelvorsteher und Schechitareferent. 1935 wurde Hugo Glaser auch in den Ausschuss des „Bundes jüdischer Frontsoldaten“ berufen.
1938 führte er mit seinem Gesellschafter Johann Sonnenfeld das Lederwarengeschäft. Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich im März 1938 entzog man ihm rasch den florierenden Betrieb. Im Juni, während seiner Haft im Linzer Polizeigefängnis, musste er das Haus an die Ehefrau seines Steuerberaters verkaufen. In der Novemberpogromnacht sollen sowohl Hugo als auch Therese Glaser gefangen genommen worden sein. Danach wurden sie nach Wien vertrieben. Es gelang ihnen über Verwandte in den USA Affidavits zu erhalten. Dennoch flohen Hugo Glaser und seine Frau verhältnismäßig spät und erst nach ihrer Tochter. Sie erreichten während des Zweiten Weltkriegs, 1940, New York. Das Haus an der Bürgerstraße erhielten sie 1948 restituiert. Hugo Glaser starb im Februar 1969 mit 91 Jahren.
(Autorin: Verena Wagner)