Ostarbeiterinnen
Autor: Gabriella Hauch
Die Lebenswirklichkeit von Ostarbeiterinnen und Polinnen - die nach Jüdinnen und Romnis/Sintezas auf der untersten Stufe der nationalsozialistischen Rassenskala standen - war von der Kombination ihres weiblichen Geschlechts mit ihrer als "Rasse" konstruierten nationalen und ethnischen Herkunft geprägt und führte zu einer speziellen Diskriminierung.
Der Beginn des organisierten Zugriffs auf ihre Gebärfähigkeit seit 1942/43, die für sie geltenden gesetzlichen Lockerungen der Abtreibungsbestimmungen und die Einrichtung von "Ausländerkinderpflegestätten", wie die "Fremdvölkischen Kinderheime" bezeichnet wurden, leitete den Beginn einer sich bis Kriegsende verschärfenden frauenspezifischen Zwangssituation ein.
Für Geburten und Abtreibungen dieser Frauen wurden im Hof der Landesfrauenklinik in Linz im März 1943 eine spezielle "Ostarbeiterinnen-Baracke" und im Allgemeinen Krankenhaus Linz eine "Fremdvölkische Abteilung" eingerichtet. Den über tausend Geburten stehen 972 gesicherte Abtreibungen - das Verhältnis verschob sich gegen Kriegsende hin zu den Abtreibungen - gegenüber, von denen etliche im 7. Schwangerschaftsmonat durchgeführt wurden.
Jegliche Vermutung von Selbstbestimmung schließt sich aufgrund der umfassenden Zwangssituationen, die die Prämisse Erhalt der Arbeitskraft begleitete, aus. Die Säuglinge wurden in zwölf in ganz Oberdonau eingerichtete spezielle Heime transferiert, darunter das NS-"Pilot-Projekt" in Spital am Phyrn, das im April 1943 eröffnet wurde. Die Zustände in diesen Heimen - nicht nur in Spital am Phyrn, sondern auch z.B. auch in Gattern, Kreis Schärding - führten zu einer hohen Sterblichkeitsrate.
Erstmals konnte anhand von Oberdonau auch nachgewiesen werden, daß Kinder von Ostarbeiterinnen und Polinnen auch "arischen" Frauen zur Pflege überlassen wurden.